2. Der Bau der Dreifaltigkeitskirche
2.1. Bau der Dreifaltigkeitskirche/St. Georg Rathenow , 2.2. Pelikanurkunde , 2.3. Auszüge aus der Chronik von St. Georg, Rathenow , 2.4. Hilferuf aus Brandenburg a. d. Havel , 2.5. Sammlungen für den Kirchbau , 2.6. Unterstützungen und Förderungen des Kirchbaus , 2.7. Brief von Pfarrer Tieffe aus München , 2.8. Brief von Pfarrer Tieffe aus Prag , 2.9. Bericht über den Kirchbauverlauf , 2.10. Bericht zum Kirchbauverlauf
Bau der Dreifaltigkeitskirche in Brandenburg und der St. Georgskirche in Rathenow
Die von der katholischen Gemeinde seit, oder selbst vor dem Jahre 1807 benutzte kleine Domkirche St. Peter deren weitere Mitbenutzung das Domkapitel wie früher so auch fernerhin unter besonders ausgesprochenen Bedingungen sub 3. September 1841 gestatten zu wollen erklärt hatte, ward im Herbst 1848 polizeilich geschlossen.
Da zu jener Zeit die Abgeordneten des Landes in Brandenburg zusammentraten, und viele katholische Geistliche unter ihnen waren, die ihren priesterlichen Pflichten nachkommen wollten und unter den obwaltenden Umständen nicht konnten, veranlasste Minister von Ladenberg, dass zunächst die Aula des städtischen Gymnasiums, und weil hieraus Unzuträglichkeiten entstanden, die St. Gotthard-Kirche in der Altstadt zur Mitbenutzung eingeräumt wurde.
An Stelle der letzteren trat später die St. Pauli-Kirche in der Neustadt.
Die katholische Pfarrkirche ist erbaut in den Jahren 1849-51.
Als erster Baufond gingen ein im Januar 1849 7 Taler; er erhöhte sich zum Schlusse des Jahres auf
5452 | Taler, | 25 | Sgr. | 10, | Pf. | ||||
Im Jahre | 1850 | gingen ein | 8358 | „ | 25 | „ | 11, | „ | |
„ | 1851 | „ | 3995 | „ | 27 | „ | 8, | „ | |
„ | 1852 | „ | 1964 | „ | 12 | „ | 2, | „ | |
„ | 1853 | „ | 1010 | „ | 7 | „ | 10, | „ | |
„ | 1854 | „ | 505 | „ | 27 | „ | 4 | „ | |
„ | 1855 | „ | 1910 | „ | 25 | „ | 8 | „ | |
Sa: | 23199 | Tl. | 2 | Sgr. | 5 | Pf. | Oder | ||
69597.25 | M |
Die feierliche Grundsteinlegung fand am 28 Oktober 1849 durch Propst von Ketteler statt.
Nachdem früh 7 Uhr in St. Gotthard ein feierliches Hochamt durch Herrn von Ketteler unter Assistenz des Pfarrers Schaffraneck, und des Pfarrers Tieffe, sowie des Kaplans Heuser von Magdeburg gefeiert wurden, ging es „processionaliter et cantando cum vexillis et cruce“ durch die Altstadt in die Neustadt zum Bauplatze.
Propst von Ketteler predigte deutsch, Pfarrer Schaffraneck in polnischer Sprache. Die Glockenweihe geschah durch Propst Pelldram unter Tieffe`s Assistenz am 11. April 1851, die Einweihung der Kirche fer.III post Domin.IX post Pentec.- Stae Clarae Virg.- 12 August 1851 ebenfalls durch Propst Pelldram unter Assistenz von 18 Geistlichen.
Brandenburger Anzeiger : 8. Mai 1850.
Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, dass wir der röm. Katholischen Kirchengemeinde behufs der Unterstützung zu ihrem Kirchenbau eine Hauskollekte gestattet haben. Die Herren Bezirksvorsteher werden sich der Kollekte unterziehen, und ersuchen wir unsere resp. Mitbürger, das würdige Unternehmen durch recht zahlreiche Beiträge kräftigst zu unterstützen.
Brandenburg, 30. April 1850 Magistrat.
In der Gotthardkirche katholischer Gottesdienst früh 7 Uhr, nachmittag 3 ½ Uhr.
In der Nummer vom 25. Dezember 1850:
Seit dem 17. Dezember 1845 durfte die hiesige katholische Gemeinde die St. Gotthard-Kirche zu ihrem öffentlichen gemeinsamen Gottesdienste mitbenutzen und würde solches zweifelsohne noch bis zum Ausbau ihrer eigenen Dreifaltigkeitskirche haben tun dürfen, wenn nicht der aus naheliegenden Gründen dringlich nachgesuchte und eben wohlwollend gewährte Mitgebrauch der St. Paulikirche davon abzusehen gestattete.
Den tiefgefühlten Dank drängt es nun uns hiermit öffentlich einem hohen Patrone, einem hochw. Kirchenvorstande wie der sämtlichenhochverehrlichen Schwestergemeinde von St. Gotthard auszusprechen; in dankbarem Andenken bewahren wir getreulich, was die Bruderliebe uns getan. Heißen Dank auch der hochverehrlichen St. Pauli-Gemeinde mit ihrem resp. Patronats- und Vorstandsbehörden für die liebfreundliche Teilnahme, mit der sie uns ihr Gotteshaus bis zu unserer Übersiedlung in die eigene Kirche verstattet.
Brandenburg, den 22. Dezember 1850
Der katholische Kirchenvorstand
Tieffe, Pfarrer, Riedel. A. Schrepffer. Potthoff
Der katholische Gottesdienst in der St. Pauli-Kirche:
In der Christnacht um 12 Uhr die Christ- und Hirtenmesse, am Christtag vormittags 9 Uhr: Der Hochgottesdienst; nachmittag Vesperandacht.
Am Stephanstage: vormittags 9 Uhr, nachmittag 3 Uhr
Brandenburger Anzeiger : 25. Mai 1850.
Heiße Bitte. Unter dem lebhaftesten Danke gegen einen wohllöblichen Magistrat für die am 30.v.M. hochgeneigt verstattete Hauskollekte behufs Unterstützung zum Bau unserer Dreifaltigkeitskirche wagen wir mit freudiger Zuversicht noch die ergebenste und heißinnige Bitte an all resp. Bewohner Brandenburgs, die katholische Gemeinde bei diesem ihrem notgedrungenem Unternehmen freundlichst in reicher Liebe bedanken zu wollen.
Sicher unterziehen sich die geehrten Bezirksvorsteher Haus für Haus in unermüdlicher Gütigkeit der Entgegennahme auch der geringsten Liebesgabe zu gutem Werke.
Gott und die Bruderliebe sind bei unserem nur allzu beschränkten eigenen Mitteln unsere Hoffnung; milde Gaben lediglich machten den Angriff dieses kirchlichen Neubaus hier möglich, und können sie ihn auch nur zur Vollendung bringen.
Aus Staatsfonds kommt keine Beihilfe und um Patronatsbeiträge wissen wir auch nichts.
Unermüdlich im Hoffen – hoffen wir.
Brandenburg, den 9. Mai 1850
Der katholische Vorstand
Tieffe. Riedel. Schrepffer. Potthoff
Hier gepredigt hat Kaplan Knoblich, Potsdam (Sept. 1850), Professor Dr. Holzherr (August 1850), Pastor emerit. Nolte aus Halberstadt.
Anzeiger vom 26. Juni 1850.
Öffentlicher Dank. Die der hiesigen katholischen Gemeinde zu Gunsten ihres Kirchenbaues von einem wöhllöblichen Magistrat fürsorglich gewährte und durch die Bezirksvorsteher mit Liebe abgehaltenen Hauskollekte hat die Höhe von 241 T. 17 Sgr. 2 Pf. erreicht. Diese Summe ist freundlichst entgegengenommen. Gott lohne es!
Aus dem Herzen der sehr hilfsbedürftigen Gemeinde heißen Dank den Gebern und Sammlern! Das ist doch etwas zu dem Vielen, was noch fehlt!
Manches Scherflein muss freilich noch kommen bis zur Vollendung, da lediglich durch milde Gaben der Gottesbau zu vollführen ist. Und ob nicht auch hierorts der Bruderliebe dann und wann ein Almosennoch zu diesem Werke zu erübrigen wissen und vermögen wird?
Die verehrlichen Redaktionen des hiesigen Kreisblattes und Anzeigers sind mit uns sicher jederzeit zu freundlicher Annahme bereit.
Unserem vollherzigen Danke für die Sammlung in der Stadt fügen wir den für die bereitwilligst auch auf dem Dome geschehene mit dem Ertrage von 10 T.5 bei.
Brandenburg, 24. Juni 1850
Der katholische Kirchenvorstand
Tieffe. G.Riedel, A. Schrepffer, Potthoff.
1849. Der weihnächtliche katholische Gottesdienst in St. Gotthard: In der Christnacht um 11 Uhr Gesang und Predigt.
Zur Mitternachtsstunde die feierliche Christmesse, am Christtage früh 7 ½ Uhr die Hirtenmesse, um 11 Uhr das Hochamt. Nachmittags 4 Uhr Vesperandacht mit Predigt.-
Am zweiten Feiertage früh 7 Uhr und nachmittags 4 Uhr. – Sylvesterabend 5 Uhr Jahresschlussandacht mit Predigt.
Am Neujahrstage 1850 vormittags 11 Uhr, nachmittags 4 Uhr.
Brandenburger Anzeiger, 1. August 1849.
Öffentliche Stadtverordnetenversammlung am 2. August. Beschlußnahme über
a. Die zwischen dem Magistrat und dem Presbyterio der reformierten Gemeinde wegen der Johanniskirche aufgenommenen Verhandlung.
b. Gutachten des Magistrats über den von der katholischen Gemeinde beanspruchten Bauplatz zur Erbauung einer Kirche.
Brandenburger Anzeiger, 4. Juli 1849.
Stadtverordnetenversammlung am 5. Juli: Beschlussnahme über den von der röm. katholischen Gemeinde wegen Überlassung des ehemaligen Krankenhauses nebst Garten, um daselbst eine Kirche zu bauen.
Brandenburger Anzeiger, 10. November 1848.
Der hiesigen römisch-katholischen Gemeinde wird hiermit angezeigt, dass schon am nächsten Sonntage, dem 22. nach Pfingsten, von Polizeiwegen nicht mehr in der St. Petri-Kirche auf dem Dome wegen ihrer lebensgefährlichen Baufälligkeit der seit 30 Jahren darin gehaltene katholische Gottesdienst gehalten werden darf.
Über den künftigen Versammlungsort zu unserem gemeinsamen Gottesdienste lässt sich zur Stunde noch nichts Näheres angeben.
Brandenburg, 10. November 1848
Der Kirchenvorstand
Tieffe. Riedel, Schrepffer, Potthoff.
Im Anzeiger vom 15. November 1848 Königliche Proklamation, gemäß welcher die zur Vereinbarung der Staatsverfassung berufene Nationalversammlung nach Brandenburg verlegt wird. 402 Deputierte müssen hier Unterkommen finden.
Sonnabend, 18. November 1848.
Kirchliche Anzeige. Die zu anderweitigen vaterländischen Zwecken allerhöchten Orts einstweilen angeordnete Verwendung der Domkirche führt die Notwendigkeit mit sich, die christliche Bruderliebe der St. Katharinen-Kirche zur Mitbenutzung ihres schönen Gotteshauses in Anspruch zu nehmen.
Es wird nach Genehmigung eines wohllöblichen Patronats, eines hochw. Ministerii und Kirchenvorstandes der Gottesdienst der Domgemeinde schon vom nächsten Sonntag ab einstweilen in die St. Katharinenkirche verlegt und mit den Gottesdienst der St. Katharinen-Gemeinde zusammen abgehalten werden. Alles Weitere bleibt näherer Anzeige vorbehalten.
Der Kirchenvorstand der Dom-Gemeinde.
Schroeder. Hintze. Fröhlings.
Zur Nachricht. Der hiesigen röm-katholischen Gemeinde müssen wir anzeigen, dass, nachdem die St. Petri-Kirche von Polizeiwegen unverzüglich von uns verlassen werden musste, uns auf unsere sofortigen Bemühungen um ein geeignetes kirchliches Lokal in der Stadt zu unserem ferneren öffentlichen gemeinsamen Gottesdienst bis zur Stunde noch kein günstiges Resultat kund geworden ist, und ist zu befürchten, dass wir unseren Gottesdienst am nächsten Sonntage, gleichwie am vorigen geschehen, abermals zu unterbrechen und auf privaten Hausgottesdienst zu beschränken gezwungen sein werden.
Brandenburg, 17. November 1848
Der Kirchenvorstand
Tieffe. Riedel, Schrepffer, Potthoff.
25. November 1848.
Zur Nachricht. Der hiesigen röm-katholischen Gemeinde müssen wir auch heute anzeigen, dass unsere Bemühungen um ein kirchliches Lokal zu unserem öffentlichen gemeinsamen Gottesdienst in der Stadt bis zur Stunde zu keinem günstigen Erfolge geführt haben, und müssen wir uns leider auf bloß Privat-Hausgottesdienst auch am nächsten Sonntage, dem letzten nach Pfingsten beschränken!
Wie lange solche Unterbrechung noch nötig sein wird, ob auch angesichts der Nationalversammlung, welche 16 Millionen Preußen, und unter diesen fast die Hälfte als Katholiken zu vertreten hat, müssen wir abwarten!
Wäre es aber wirklich möglich, dass solches zu Brandenburg im Willen der betreffenden städtischen evangelischen Gemeinden liege?!
Brandenburg, 24. November 1848
Der Kirchenvorstand
Tieffe. Riedel, Schrepffer, Potthoff.
29. November 1848.
Infolge des Antrages des Vorstandes der hiesigen röm-katholischen Kirchengemeinde, der letzteren den Mitgebrauch der St. Gotthard-Kirche zu gottesdienstlichen Zwecken zu gestatten, haben wir zur Erklärung der St. Gotthard-Kirchengemeinde über diesen Antrag und eventualiter zur Beschlussnahme darüber, unter welcher Modifikation diese Benutzung erfolgen kann, einen Termin auf Donnerstag, den 30. November nachmittag 4 Uhr im Rathause im Sessionszimmer vor dem Stadtrat Gossow anberaumt, zu welchen wir sämtliche Mitglieder der St. Gotthard-Gemeinde hierdurch mit dem Bemerken einladen, dass von den Ausbleibenden angenommen wird, sie treten den Beschlüssen der Erscheinenden überall bei.
Brandenburg, 25. November 1848.
Magistrat.
29. November 1848.
Notgedrungene Abwehr. Es wäre überaus traurig, wenn in dieser unser allzu bewegten Zeit in unserer Stadt zum ersten Male auch konfessionelle Aufregung hervorgerufen würde.
Wäre doch der römisch-katholische Kirchenvorstand sich dessen recht bewusst geworden, bevor er die Anzeige an die Gemeinde im vorigen Stücke des Anzeigers veröffentlichte und mit Frage- und Ausrufezeichen schloss!-
Zu unserer Rechtfertigung müssen wir erklären, dass wir gleich nach unternommener Bitte des katholischen Vorstandes uns gegen das wohllöbliche Patronat schriftlich, und unser Präses gegen den Herrn Kaplan Tieffe mündlich dahin geäußert haben: “ Es verstehe sich von selbst, dass die obdachlose Gemeinde in eine evangelische Kirche aufgenommen werde, und für den nächsten Sonntag ( um nicht jene Gemeinde auch nicht einmal ihres Gottesdienstes entbehren zu sehen) wären wir bereit, sie auf unsere Verantwortung aufzunehmen! Wir würden das bei unserer Gemeinde vertreten können; dann aber wünschen wir, dass auch die Gemeinde gehört würde.-
Da wurde auch die Domgemeinde obdachlos, die unmittelbar an die unsere grenzt, von der St. Gotthardkirche aber durch den Grillendamm getrennt ist, während die katholische in allen Teilen der Stadt zerstreut wohnt.
Wenn nur, nachdem wir die Domgemeinde aufgenommen hatten, der katholische Vorstand gleichwohl und bis jetzt noch immerfort, während ihm einstweilen die Kirche der Strafanstalt, während ihm für die fernere Zeit vom Patronate die St. Gotthard-Kirche angeboten war, darauf beharrt, in der St. Katharinenkirche noch mit aufgenommen zu werden, und indirekt noch selbst mit einer Beschwerde bei der hohen Nationalversammlung droht, so ist zur Aufklärung für unsere katholischen und evangelischen Brüder eine kurze Darlegung der Gründe nötig, die die Mitbenutzung unserer Kirche durch die katholische Gemeinde unter allen Umständen unangemessen erscheine lassen.
An und für sich ist wahrscheinlich die kleine Domkirche durch Abbruch oder Reparatur des baufälligen Turmes noch ferner für die katholische Gemeinde zu erhalten.
Doch davon sehen wir jetzt ab, wie auch von der offenbaren Unbilligkeit, dass die jüngst erst mit großen Kosten innerlich hergestellte St. Katharinenkirche durch die Benutzung von drei Gemeinden deren eine, die katholische, sie täglich bei Beleuchtung benutzen müsste, nicht wenig leiden würde.
Aber unsere Gemeinde ist die zahlreichste der Stadt; es sind also auch Amtshandlungen in unserer Kirche schon immer die meisten.
Jetzt kommen noch die der Domgemeinde hinzu, und außerdem wird nur die Katharinenkirche zur Aufführung aller Kirchenmusiken
gebraucht. Wir müssen daher der katholischen Gemeinde überlassen, entweder von der ihr durch den Patron angebotenen St. Gotthard- oder Nikolai-Kirche Gebrauch zu machen, und protestieren feierlichst gegen jede Unterschiebung einer intoleranten Gesinnung.
Brandenburg, 28. November 1848.
Bauer, Hartzer. Koenig. Frensche. Grell.
Paulus oder das Schwert des Glaubens.
Monatsschrift zur Wahrung der katholischen Interessen in den Wirren der Zeit.- Berlin 1845.Phil. Sternauer
Brandenburg, 5. Juni. Auch hier hat es von gewisser Seite nicht an Anregung zur Bildung einer sogenannten deutsch-katholischen Kirche – jetzt Verein katholischer Dissidenten, amtlich genannt – gefehlt; es ist aber nicht zustande gekommen.
Die katholische Gemeinde 300 – 400 Seelen stark hat erst im vorigen Jahr einen Pfarrer bekommen, dem sie in aller Wärme anhängt. Hirt und Herde stehen fest.
Übrigens soll auch nicht verschwiegen werden, dass die hiesigen Evangelischen, die seit Jahren ihre Kirche den Katholiken zum Mitgebrauche überlassen haben, in ganzen genommen der epidemischen Manie, den Beweis zu liefern, dass der Zweck die Mittel heilige, nicht befallen sind.-
Brandenburg hat etwa 60 katholische Schulkinder. Es wäre zu wünschen, dass dem für seine Gemeinde begeisterten jungen Pfarrer gelänge Mittel und Wege für eine katholische Schule zu finden.
3. August 45.– Am 27. Juli spendete der Fürstbischhöfliche Delegat Propst Brinkmann aus Berlin der hiesigen katholischen Gemeinde das Sakrament der Firmung in der evangelischen Peterskirche, die den Katholiken zum Gottesdienst überlassen ist. Die katholische Gemeinde hat Hoffnung, die bis jetzt nicht gebrauchte Franziskanerklosterkirche St. Johannes eingeräumt zu erhalten.
Brandenburg, 9. September 1845. Auch hier ist es dem unermüdlichen Treiben derjenigen, die in der Losreißung vom Papste Deutschland goldenen Boden versprechen, gelungen, einige Katholiken wankend zu machen.
Man sagt, ihre Seelenzahl belaufe sich auf 16.
Auch diese Verirrten werden zurückkehren. Vorläufig aber müssen wir geschehen lassen, was nicht zu ändern ist.
Brandenburger Anzeiger vom 19. Oktober 1850.
Die neue Kirche.
– Dem Verdienste seine Krone gilt zu jeder Zeit und Stunde;
Kann der Sänger auch nicht lohnen,
gibt er doch davon die Kunde.
Ob wir Luthers Glaubenslehren huldigen, den Papst verehren,
Ob wir freier sind im Glauben – niemand kann die Krone rauben.
Siehst du dort den kleinen Tempel? Wie im Sturme aufgerichtet?
Es ist des Geistes Meistertempel,
der uns herrliches berichtet!-
Siehst du außen die Kapelle?
Niedlich scheint sie, klein, doch helle;
Und du find´st drin einen Dom, ein Gewölb`, hoch wie in Rom.
Bis ins Dach hinein verzweiget ist dort des Gewölbes Rund.
Niemand hat das noch erreichet;
jetzt drei Männern fest im Bund
Ist der Kunstsieg hier gelungen;
außen klein und innen mächtig
War die Aufgab`, `s ist gelungen,
und der Bau steht stolz und prächtig.
Darum wollt nicht mehr begehren, die ihr diesen Bau geleitet;
Kann er uns doch etwas lehren:
Dass der feste Will` bereitet das Erhab´ne und das Schöne!
Klingen hier erst Orgelklänge
Und der Gläubigen Gesänge in der andachtsvollen Menge,
Dann nennt Weiß, Helmsdorf und Bendel,
die den Tempel euch gegeben,
Und die schlimmen Glaubenshändel
werden in ein Nichts entschweben
Dann für den gegeb`nen Segen kann der Sänger freudig legen
Für das Meisterwerk zum Lohne auf das Haupt die Lorbeerkrone.
Julius Bernhard, Improvisator
Nebenbefindliche Urkunde wurde bei der Renovation der Kirche im Sommer 1913 in dem aus Holz geschnitzten Pelikan gefunden, der unter der Orgelempore befestigt ist.
Sie gibt einen tiefen Einblick in das innige Zusammenleben der Gemeindemitglieder mit dem Pfarrer.
Anmerkung:
In der Festschrift „125 Jahre Dreifaltigkeitskirche in Brandenburg“ (Seite 23, Bild 9a) vermerkt dazu Pfarrer Harry Semrau:
„Eine mit dreifachem Kirchensiegel beglaubigte Urkunde von 1858, die 1913 in dem geschnitzten Pelikan der Orgelempore gefunden wurde, berichtet treuherzig vom gemeinsamen Bemühungen um die Verschönerung des Gotteshauses …. „
Siehe dazu: Pelikanurkunde 1858
Ferner: Kirchbau St. Georg, Rathenow,
2.2. Pelikanurkunde – nach oben
Diese Urkunde von 1858 wurde 1913 in dem geschnitzten Pelikan der Orgelempore aufgefunden:
Acta
Zur Aufbewahrung für die katholische Nachwelt in Brandenburg
Gelobt sei Jesus Christus!
Acta.
Nachdem nun unsere hiesige Kirche fertig gebaut und am 12. August 1851 eingeweiht war, aber noch an verschiedener Verschönerung fehlte, so hat unserer Herr Pfarrer, welcher nie ruhte, um seine Kirche zu verschönern, sich verschiedene Freunde gesucht, welche Ihm beistanden, und so entstand im hiesigen Pfarrhause ein inniges, wahres Freundschafts-Kollegium und zwar beim Schuhmacher Tieffe, welcher Bruder vom Pfarrer war, und beide aus Glatz gebürtig; der Pfarrer hier 1844 ankam, und der Schuhmacher 1851; und dann war Franz Nowag Tischler, welcher 1854 ankam und zu Münsterberg geboren, und dessen Bruder Johann Nowag, Maler, welcher am 25. Juni 1834 zu Malschau im Kreis Nimpsch geboren, und 1857 hier in Brandenburg ankam.
Also wurde alle Abende gestochen und geschnitzt und so hat Franz Nowag am Chor die Leidenswerkzeuge geschnitzt, das päpstliche Wappen, die beiden Kreutze Lamm Gottes, am Altare die beiden ?ehernütze? mit Reliequien die Flügel an die Gusseisernen Engel und noch mehr – –
Auch der Herr Pfarrer hat Franziskus und Ignatius gestochen und die vier Evangelisten Attribute ( welche Franz Nowag vollends fertig gemacht hat).
Auch hat Franz Nowag den Namen über der Thür geschnitzt.
Und Johann Nowag hat den Pelikan und an den dem einen ?Kreutz? die Wolken
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mit dem Lebensbuch geschnitzt, so wie verschiedenes bronzirt, die drei Altäre und Kommunionbank marmorirt u. ?so wie? so wie die 12 Apostel Exehomo u. Maria, Franziskus Ignatius gemalt, wozu zu ?unleserlich? Franz Nowag die Rahmen gestochen und das ????Kreuz geschnitzt.
Aber am 21 Januar 1858 wurde das Kollegium gelöst, weil der Herr Pfarrer Tieffe nach Trebnitz versetzt wurde und sein Bruder Albert (Schuhmacher) mitzog, auch Franz Nowag zog mit, welcher vorher hier Meister wurde, und so blieb Johann Nowag nur noch auf unbestimmte Zeit hier, welcher beim Maler Schulz arbeitete (Steinstraße No. 402).
Also war seit dreijahrhunderte der erste Pfarrer ein Schlesinger, der Maurermeister ein Schlesinger und die zuletzt zur Verschönerung beitrugen, auch Schlesinger. +
Brandenburg a./H. den 15 Januar 1858
(hier drei Siegel) | Johann Nowag Maler. Franz Nowag. Tischler-Meister. Albert Tieffe Schuhmacher Meister. Ignatz Tieffe Pfarrer. |
2.3. Auszüge aus der Chronik von St. Georg, Rathenow – nach oben
Aus der Chronik von St. Georg, Rathenow
27.04.1892 | Grundsteinlegung; in selben Jahr auch Bau des Pfarrhauses | |
03.09.1893 | Einweihung der (unvollendeten) Kirche durch Pfarrer Heinrich Schomer, Brandenburg. | |
29.09.1895 | Pfarrer Wolfgang Plischka beginnt als erster Gemeindepfarrer seinen Dienst in Rathenow. | |
Seit 1.12.1923 | Nachfolger Pfarrer Wilhelm Knobloch. | |
Am 6.1.1928 kommen drei Ordensschwestern nach Rathenow (Mägde Mariens). Sie eröffnen 1929 den katholischen Kindergarten in der Forststraße (1941 verboten!). | ||
1932 | nimmt eine katholische Schule ihren Dienst auf (1938 geschlossen!). | |
04.10.1936 | Drei neue Glocken werden für die Kirche geweiht. | |
1937 | Pfarrer Knobloch im Ruhestand. Nachfolger: Pfarrer August Fröhlich (1.7) | |
21.04. u. 25.5.1941 | Pfarrer Fröhlich wird von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald gebracht. (Er hatte sich für die polnischen Zwangsarbeiter eingesetzt). | |
01.07.1941 | Kuratus Reinhold Stahl wird zum Administrator für Rathenow ernannt. | |
Nach Neujahr 1942 werden zwei Glocken eingezogen für die Rüstungsindustrie. | ||
Mai 1942 | Ein neuer Kreuzweg wird aufgehängt. | |
22.07.1942 | Pfarrer Fröhlich verstirbt im KZ Dachau. Sein Grab ist in Berlin, St. Matthias-Friedhof, Röblingstraße. | |
18.04.1944 | Rathenow wird bombardiert (nur geringer Schaden am Kirchdach) | |
Nach Kriegsende kommen viele Flüchtlinge aus Schlesien und dem Sudetenland. | ||
01.08.1966 | Kaplan Heribert Duschinski in Rathenow. | |
24.12.1966 | Die Bankheizung in der Kirche wird in Betrieb genommen. | |
01.06.1970 | Kaplan Norbert Illmann als Nachfolger von Kaplan Duschinski. | |
27.02.1973 | Pfarrer Stahl im Ruhestand. | |
Kaplan N. Illmann beendet seine Dienstzeit in Rathenow, Pfarrer Helmut Gentz kommt nach Rathenow (1.3.) | ||
Noch 1973 wird das Kirchendach unter großer Mithilfe der Gemeinde neu gedeckt. | ||
1974 April/Mai | Die Giebelseite wird saniert und eine neue Sakristei gebaut. | |
1979 – 1986 | Die Kirche wird umgebaut: Der Altar wird abgerissen, der Fußboden erneuert, der Altarraum vollständig umgestaltet, das runde Fenster in der Giebelseite eingearbeitet; die Kirchenbänke werden aufgearbeitet, ein neuer Altar, Ambo und Tabernakel aufgestellt. | |
1980/1983 | Die Kirchenfenster werden ausgebessert und mit einer Schutzverglasung versehen. | |
September 1983 | Aus Altersgründen der Schwestern wird ihre Station geschlossen. | |
Ende 1984 | Pfarrer Gentz wird nach Berlin versetzt (noch in der Umbauphase). | |
15.01.1985 | Pfarrer Klaus Vopravil wird zum Kuratus von St. Georg ernannt. | |
22.11.1986 | Altarweihe durch Kardinal Joachim Meißner. | |
1992, Fastenzeit | Der jetzige Kreuzweg (mit Rathenower Motiven) wird eingeweiht / Künstler: Herr J. Bode, Berlin. | |
Am 23.03.1993 verstirbt Pfarrer Klaus Vopravil nach schwerer Erkrankung. | ||
Ab 01.03.1993 betreut bereits Pfarrer Johannes Drews, Premnitz, als Administrator die Gemeinde. | ||
15.04.1993 | Pfarrer Johannes Schreiber aus Schönwalde kommt als Administrator nach Rathenow. | |
September 1993 | Der 100. Weihetag der Kirche wird mit großem Gemeindefest gefeiert. Ab diesem Zeitpunkt beginnt Pfarrer Bernd Bogensberger seinen Dienst in Rathenow (bis 30.09.1999). In seine Zeit fällt der Kindergarten-Neubau an der Paracelsusstraße. In den bisherigen Räumen des alten Kindergartens entsteht durch Umbauarbeiten ein Gemeindezentrum. | |
1996 | Auf die Empore der Kirche kommt eine neue (elektronische) Orgel. | |
März 1999 | Der Tabernakel wird aus der Kirche gestohlen. | |
03.10.1999 | Pfarrer Matthias Kucklick kommt in die Gemeinde. | |
3. Advent 1999 | Ein neuer Tabernakel kann – auch durch Beistand des Bonifatiushilfswerkes – eingeweiht werden. |
(Angaben nach einer der Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit zugegangenen Kopie!)
Daten zum Grundstück und Kirchbau in Rathenow/St. Georg
1869 | 19.2. | Erzpriester Schomer, Pfarrer von Brandenburg, übte auch die Seelsorge in Rathenow aus. |
1884 | 20.5. | Erzp. Schomer lenkt in einem Schreiben an Kard. Kopp dessen Augenmerk „auf die ganz verlorene Ecke“ des Westhavellandes; z. Zt. 146 Kath., 33 Kinder, 20 kath. Soldaten, zur hl. Messe in der Woche 40; Amtsvorgänger Pfarrer Tieffe (1844 -1857) und Pfarrer Rieger (1858 – 1869) erbaten jedes Mal, wie er, die M.-Kirche für den Garnisonsgottesdienst. |
1885 | 5.12. | 2. Schreiben an den Fürstbischof v. Breslau wegen Erwerb einer Kapelle, 146 Kath. Am Ort und Umgebung. Hl. Messe nur in der Woche, da der Pfarrer Sonntags nicht kann, andere Pfarreien z. B. Stendal lehnen ab, können nicht. Es kommen 20 Soldaten – 40 Civilisten. |
14.12. | Fürstbischof Robert lehnt Bau und Grundstück ab: zuwenig Kath. Einrichtung eines Mietlokals erwünscht. Kaplan nicht möglich. | |
1888 | 17.12. | 3. Versuch an den Fürstbischof um ein Erwerb eines Grundstückes für eine Kapelle; 4 mal i. Jahr Hl. Messe, dann 6 mal, es kommen 72 Personen zu den Hl. Sakramenten. |
1889 | 1.3. | Kardinal Georg fragt nach der Zahl der Kath. Zu Rathenow gehören bereits 500 „Seelen“ |
10.3. | Errichtungsurkunde der Kapellengemeinde Rathenow vom Hochw. Herrn Kardinal | |
28.3. | Schomer schreibt an den Delegat nach Berlin; eine Schule zu bauen ist unmöglich: Geld; Unterhalt; er wird verhandeln mit Herrn Brichle, der einen Teil seines Grundstückes verkaufen will für den Bau einer Kapelle. | |
3.5. | Fürstbischof Georg beauftragt Rendant Lammers, das Grundstück Fries. Str. (das Müllersche) zu kaufen für 16412 DM. | |
12.6. | Abschluß des Kaufvertrages durch Berlin; Rendant Lammers schreibt so an Schomer. Delegaturkasse. | |
9.9. | Staatsgenehmigung zum Kauf des Grundstücks in Rathenow, so Lammers aus Berlin | |
1892 | 2.3. | Fürstbischof Georg genehmigt den Bau einer Kirche, zunächst nur das Langschiff. |
28.3. | Schreiben des Pfarrers an den Herrn Staatsminister um Erlaubnis eine Kirche zu bauen | |
6.4. | Die Polizei gibt die Erlaubnis zum Bau | |
21.4. | Schomer erbittet die facultas benedicendi et imponendi Primarium lapidem (feierlicher Grundsteinlegung) | |
23.4. | Kardinal Georg gibt die Erlaubnis | |
im Sommer 1892 wurde mit dem Bau des Pfarrhauses begonnen | ||
1893 | 25.4. | Erzp. Schomer: „Ich schätze mich glücklich, Pfarrer einer Gemeinde zu sein, die im Ganzen und Großen treu zur Kirche und zu ihrem Pfarrer steht.“ 1.5. von der königlichen Regierung bestätigt (Errichtungsurkunde v. 10.3.1889) |
8.5. | Einrichtung der selbständigen Kapelllengemeinde. | |
Nach Zustimmung des Herrn Ministers ist die kath. Gemeinde in Rathenow im Sommer 1893 zu einer selbständigen Kapellengemeinde mit einem eigenem Kirchenvorstand, unabhängig von Brandenburg promoviert worden. Stadt: 17.000 Einwohner um 1893 | ||
3.9. | Einweihung der St. Georgs-Kirche. Benediktion. Vom Baumeister Seibertz erbaut | |
1925 | 14.1. | Schwesternniederlassung: Pfarrer soll eine Wohnung suchen. |
Kommunikantenanstalt nicht nötig, da Neustadt in der Nähe liegt; kath. Schule: wichtig, Zahl der Kinder- 95 | ||
1928 | 1.4. | selbständige Kuratie; das Grundstück schenkt der Bischöfl. Stuhl |
2.4. Hilferuf aus Brandenburg a. d. Havel – nach oben
Hilferuf aus Brandenburg a. d. Havel: Die Stimme des Rufenden in der Wüste
Das verhängnisvolle Jahr 1848 warf der hiesigen katholischen Gemeinde eine große Aufgabe zu.
Ein Aufgabe so reich und schön nach Inhalt, als schwer, sobald sichs um vollständige Lösung handelt.
Ein eigenes Gotteshaus fehlt uns, seinen Besitz zu erringen, sind wir gezwungen!
Seit mehr als 30 Jahren durfte die Gemeinde fast unbeschränkt das kleine, angeblich über 1000 Jahre zählende St. Petri-Kirchlein neben der schönen St. Peter und Pauls-Kirche, die früher über 600 Jahre eines katholischen Bischofs Kathedrale war, auf der Dominsel benutzen.
Seit dem 8. Nov. v. J. ist sie polizeilich ausgewiesen, weil das längster hinfällige Kirchengebäude jähen Einsturz, somit Lebensgefahr seinen Besuchern droht.
Wohl auf immer ist St. Peter für uns geschlossen, indem seine gründliche Restaurierung gemäß sachverständiger Äußerung hierüber einen bedeutenden Kostenaufwand erfordert, und doch auf die Dauer, sofern man unsere Gemeindebedürfnisse gerade im Auge hat, aus mancherlei gewichtigen Gründen ganz unzweckmäßig erscheint.
Kirchenflüchtig somit urplötzlich geworden – obdachlos mehrere Wochen geblieben, in dieser kläglichen Lage noch am 27. Nov. bei der von Berlin hierher verlegten preuß. Nationalversammlung von den katholischen Deputierten gefunden, durch deren sofortige Verwendung beim Staatsministerium auf kurze Frist in den Gymnasialsaal gewiesen, wurde die Gemeinde städtischerseits im Dez. von der evang. Bruderliebe in die altstätische St. Gotthardtkirche gastlich aufgenommen, und hält darin, in bisher unbesetzten Stunden, ihren öffentlichen Gottesdienst.
Wohin aber mit uns hinterm Mai dieses Jahres? Denn nur auf ein halbes Jahr ist uns der Mitgebrauch zugesagt!
Wir sehen uns demzufolge dahin gedrängt den Erwerb einer eigenen Kirche anzustreben. Und endlich hier in der alten Kur- und Hauptstadt eine eigene Kirche (anzustreben) zu erlangen, eine allseitig entsprechende Wohnung für den Herrn und sein Heiligtum – mit eigenem Altar, eigener Kanzel, eigenem Glöcklein – eine Stätte zur tunlichen Entfaltung des katholischen Cultus, einen Tempel mit unverkümmerten Eigentums, und Verfügungsrechte zu erlangen, um nicht länger hierorts wie ein Fremdling erscheinen zu müssen, wie es der Katholik an der Havel mit dem Jahre 1540 geworden (nach wohl 40jährigem Ringen mit dem Staate von hier aus durfte erst wieder ein stabiler Seelenhirt zur hiesigen, allgemach allerortsher zusammengesiedelten bis 800 Seelen gestiegenen kath. Gemeinde wandern; im Herbst 1844 kam er, fand eine vielfach verkümmerte und auf etwa 400 Seelen zusammengeschmolzene Gemeinde!) – wie schönes Ziel! Solch Ziel zu erreichen, wie schöne Aufgabe – Schwer wird die Lösung, denn was gilt es?
Alles sorgfältig erwogen, gilt es entweder den Erwerb und die Herstellung der zwischen Alt- u. Neustadt gelegenen St. Johannis-Klosterkirche, oder einen Neubau, und somit 4 – 700 Th. od. 10 – 15 000 Thl.
Ebengenannte Kirche ist seit dem Besuche der Franzosen im Jahre 1806 dem Cultus entzogen – zu einem Depot für allerlei benutzt, wüst geworden und geht dem Verfalle sichtlich entgegen.
Die katholische Gemeinde hat schon mehrmals bei der Stadt um Überweisung angetragen. Bisher umsonst!
Die kleine reformierte Gemeinde, über 40 Jahre in der St. Pauli-Kirche mit deren Parochialgemeinde zusammen untergebracht, scheint uns der Vorrang ablaufen zu können.
Sie will eine eigene Kirche und spricht von besonderen Ansprüchen an St. Johannis.
Um indes womöglich diese Kirche noch für uns zu erlangen, Ist die Intervention des Königs und seiner Regierung unterm 24. Nov. angerufen worden. Es schweben noch die Unterhandlungen, vom Cultusministerium durch das Oberpräsidium in die Regierung gepflogen, und wie es scheint, ist man höheren Ortes guten Willens für uns.
Sollten dieselben, wie sehr zu fürchten steht, nicht das gewünschte Resultat, die Öffnung der Pforten des St. Johannes für unsere Gemeinde herbeiführen, so kann alsdann, da die Überweisung eines der übrigen Kirchengebäude in der Stadt für jetzt undenkbar, auch ein Simultanum auf angemessene Dauer mit den evang. Gemeinden von 6, 8, 9 tausend Seelen in der St. Gotthardts- St. Katharinen- u. St. Pauli-Kirche, oder auch mit der schwächeren Gemeinde in der Domkirche, beiderseitig nicht annehmlich u. nicht ausführbar ist, nichts erübrigen, als ein Neubau!
Ein Neubau – etwa nach dem Muster der neuen katholischen Kirche zu Spandau.-
Es erstehe hier eine Dreieinigkeits-Kirche!! O wie heiß brennt unser Verlangen danach!
Wie ein solches Werk hier und zwar in diesen unseren Tagen ausführen?! Bei der Gemeinde – ist alle Mittelosigkeit!
Kanns dennoch gelingen?
Wir hoffen, es wird gelingen.
Der lebendige große, dreieinige Gott und Herr und Vater, mit dem wir uns kindlicher Weise beraten, flößt uns solch Hoffen und Vertrauen bis zur Zuversicht ein.
Er ist der Bauherr und wird auch der Baumeister sein. Rath und Hilfe wird durch ihn kommen!
Sehet was zur Stunde wir für ein Baukapital haben. Vor uns liegen sieben Thaler!
Freilich erst sehr wenig zu dem, was sein soll. Der Himmel aber wird schon helfen.
Der Herr aller Dinge ist nicht verlegen mit unserem Kirchenbau zu seiner Ehre. Zu rechter Zeit öffnet er die Quellen u. sie werden fließen. Das glauben wir, wenn wir es auch noch nicht sehen.
Wir halten Umschau, an dies und jenes denken wir, und es regt sich Hoffnung in uns. Es drängt uns, fleißig zu rufen, – zu suchen und bittend anzuklopfen.
So bitten und hoffen wir , Staatsvermittlung werde uns noch Etwas zuwenden wollen und können. Und dann nach allen Seiten hin suchen wir, u. rufen auf all – alle frommen Seelen u. mildtätige Hände.
Liebe Glaubensgenossen überall!
Wir hoffen von Eurer Liebe. Wir hoffen von den geistlichen Hirten u. ihren Schäflein, die es wissen, wie reich der Segen des Christentums eben durch die Vermittlung eines Gotteshauses für eine Gemeinde sich ergießet, u. wie solches gerade hier für uns, die wir in der Zerstreuung und in der Wüste leben, der Fall sein müsse.
Wir hoffen namentlich von den ehemaligen kathol. Deputierten, die hier kundig geworden unseres Notstandes, sofort zu seiner Heilung ans Staatsministerium sich wendeten; wir hoffen sie allesamt werden in ihren heimatlichen Kreisen von uns, die wir von ihrer Liebe u. Teilnahme Mancherlei in innerer Kräftigung u, äußerer Hebung gewärtigen, so schnell zurück gelangt, unserer eingedenk u. zur Vollendung des durch sie hier angefangenen Werkes, wie tunlich, für uns noch wirksam sein wollen.
Wir hoffen recht viel von den vielen katholischen Vereinen unserer Tage, den Pius – Borromäus – Missions – u. all den anderen Vereinen auf kirchlichem Boden.
Sollten wir nicht auch hoffen dürfen, es werden die hochverehrlichen Redaktionen katholischer Blätter sich unserer annehmen – unseren Hilferuf verbreiten, u. wie immer möglich, unseren Kirchbau ins Werk führen helfen?
So steht unsere Hoffnung, u. von ihr erfüllt, blicken wir nach oben – schauen ringsumher u. rufen um Hilfe. Ach! Sehet und höret auf die hiesige katholische Gemeinde, merket auf das, was ihr not tut, was sie aber, leider nur allzu mittellos, aus eigenen Kräften nicht herbeizuschaffen vermag!
Herz und Hand zum Dreieinigen erhoben, u. seiner Liebe, Macht u. Weisheit das Werk zu Beginn aus Ausführung kindlichst anbefehlend , innigst auch flehend, dass er die Herzen der Brüder hierher zum schönen u. heiligen Werke lenke, erhebt sie auch Herz u. Hand zu den Brüdern u. Schwestern nah u. fern mit heißem Flehen um Liebe u. dem gebet um Almosen.
Sieben Thaler als erster Baufonds – wie stark muss er sich mehren, dass St. Johannis – oder eine Dreifaltigkeitskirche uns aufnehmen kann!
Kaum 2 – 300 Th. noch vermag die arme Gemeinde bei alleräußerster Anstrengung in Aussicht zu stellen!
Was ist das unter die benötigten Tausende!
Die bisherigen kirchlichen u. Schulbedürfnisse ( die Errichtung der eigenen Schule war, u. ihre Forterhaltung bleibt eine sehr schwere Gemeindeangelegenheit) nehmen zu viel in Anspruch, da Stadt u. Staat keine Beihilfe gewährt.
So rufen wir voll Vertrauen zu Gott und seinen Kindern unseren Brüdern, u. bitten, kommt beteiligt Euch an unserem Kirchbau!
Glaube und Liebe dränge hierher!
Langet alle allwärts her hier zu!
Zum Frühjahr gehe es an St. Johannis – oder an eine Dreifaltigkeitskirche!
Unsere rufend Stimme verhalle nicht ungehört, noch unbeachtet in der Wüste!
Unvergänglicher Dank bleibt hier in der Gemeinde. Freudige Feier soll künden von Jahr zu Jahr, was Gott und seine Kinder an uns getan. Unsere Seele darf bald frohlocken im Andenken an das was (——gestrichener Text—–) für uns zubereitet wird; wir werden nicht zu Schanden werden!
In Gottes Namen mag nun veröffentlicht werden überall die Sammlung, dass unser – wohl würdiger – Baufonds aufgebracht werde!
Wer bald gibt, gibt doppelt!
Um Wege, auf denen der Liebe Almosen der hiesigen katholischen Gemeinde zu ihrem (Gemeinde) Kirchbau zukommen, kann nicht füglich Verlegenheit sein. Die resp. Redaktionen der Kirchenblätter u. die geistlichen Führer u. Jeder, der guten Willens ist, übernimmt gern etwaige Müh beim Sammeln u. Beförderungsgeschäft.
Genaue Rechenschaft u. weiterer Bericht über den Stand unserer Kirchenangelegenheit soll von Zeit zu Zeit öffentlich gegeben werden.
Alles zu Lieb u. Ehr der allerheiligsten Dreifaltigkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Mit Gott u. für Gott im Namen Jesu! Amen.
Brandenburg a./H. den 6. Jan. 1849
Der Kirchen- u. Schulvorstand der kath. Gemeinde und deren Comite für den Kirchenbau.
Tieffe. Riedel. Schrepffer. Potthoff. Mauri. L. Grube,Messner, Umlauf. Scheffer. Christen. Postmeier. Kerney, Menzel. König.
Eine hochwürdige Redaktion unseres lieben schles. Kirchenblattes wolle noch nicht ermüden mit der kathol. Gemeinde hier im Havellande.
So reich, eifrig, erfinderisch u. unerschöpflich ist die Liebe unserer Glaubensgenossen in Schlesien. Wie viele erfuhren diese! Laut und freudig zeuget auch Brandenburg davon.
Da nun Gott durch unsere Ausweisung aus St. Peter unsere Lage so gewendet, dass wir Erwerb eines eigenen Gotteshauses anstrengen müssen, u. demzufolge unter allen Umständen einen nicht unbedeutenden Baufonds nötig haben, so wenden wir uns in unserer Bedrängnis u. Armut an unsere Glaubensgenossen nah u. fern.
Mit besonderem Vertrauen rufen wir unsere lieben Mitdiözesanen um Hilfe an.
Hören Sie uns und eilen Sie uns zu helfen!
Wir rufen aus der Tiefe – in der Wüste!
Eine hochverehrliche Redaktion unterstütze u. fördere unsere Kirchenbausache, wie immer möglich erscheint.
Ansammlung und Beförderung wird sie sicher gern übernommen.
Gott befohlen!
Mit Gott und für Gott. Im Namen Jesu! Amen!
2.5. Sammlungen für den Kirchbau – nach oben
Brandenburg a. d. H. 21. April.
Die liebevolle Theilname, die unsre Gemeinde in ihrer dermaligen hl. Angelegenheit da es den endlichen Erwerb einer eigenen Kirche gibt, wie früherhin in der lieben Diöcese findet, vernimmt wohl gern je u. je eine Nachricht.
Freudiges können wir melden.
Wir sehen unser Vertrauen, das wir bis zur Zuversicht in uns tragen, soll nicht zu Schanden werden.
Der Herr, unsere Zuflucht u. Hoffnung u. Hilfe, bestätigt seine Barmherzigkeit über uns.
Siehe, die Liebe der Brüder hörte unseren Hilferuf aus der Wüste, u. sie steuern allwärts bei!
Alle acht Diöcesen unseres engern Vaterlandes begannen mit der Beteiligung an unserem Kirchenbau.
In der Kölner u. münsterschen Diöcese sind in der Faste Kirchencollecten zu dem Zwecke abgehalten worden. Der Ertrag davon ist uns noch unbekannt.
So viel wir sonst wissen, sind unsere 600 Th., wie sie in No. 12 d. Bl. Angegeben werden konnten, bereits bis zu einem Tausend Thaler gestiegen, wobei das mit eingeschlossen ist, was No. 14 für Brandenburg anzeigte, u. auch das, was aus Frankenstein u. Wartha bei Hrn. Stdech.? u. Com. Fischer bereit liegt.
Heißen tiefgefühlten Jubeldank allen frommen Gebrn u. lieben Sammlern allerwärts hin! Der Herr vergelte!-
Was uns seit der vorigen Anzeige direct zuging, nennen wir freudigen Danks! von mehreren geistl. Herren d. H. Pf. Hübner in Pribus 5 Th.; von Jgr.? Jos. Steichel? In Münsterberg d. H. Hauptmann Cahl 1 Th.u. Neustadt O.??ung. 6 Th. a. Crefeld a. Rhein v. Pius Verein 11 Th. 5Sg. a. Frauenburg d. H. Dompropst Dr.Frentzelv. H. Domherrn Dr. Neumann 5 Th., v. H. Vicar Maybaum 3 Th. ungen. 2 th. aus Graudenz 6 Th. v. Herrn Seminardirektor Hentschel in der Anstalt gesammelt, a. d. Laubaner Archpr. d. H. Erzpriester Thomas 7 Th., „auf einige Hundertbauziegeln“ 7 Th. a. Grünberg d. H. Pf. Wache, u. zwar v. G.????? ???? 10 Sg. v. Kammer?? Echnr 1Th. v. H. Lehrer Umlauf 1 Th. ung. 15 Sg. Wittwe Walde 16 Sg. H. Zimmermstr. Larhwitz 10 Sg. Frl. Böhn 2 Sg. 6 Pfg., H. Böttchermst. Köhler 5Sg. Herrn Mangelsdorff 5 Sg., Fr. Salbach 15 Sg., H. K.-Vorst. Stolpe 5 Sg., H. Schankwirth Mangelsdorff 3 Sg. H. Tuchfabrikant Mangelsdorff 2 Sg. 6 Pf. u. derg. H. Aug. Mangelsdorff 2 Sg. 6 Pf. u. derg. Aug. Mangelsdorff ? 5 Sg. u. d. Wirtschafterin W. Jende 5 Sg., v. H. C. Mingens 10 Sg., H. Pf. Wache 1 Th. 11 Sg. 6 Pf.
Dies alles ist Segen von oben, wofür dem Dreieinigen Lob Dank u. Ehre!
Liebe Mitdiöcesanen! Eure sei aber noch nicht geschlossen; gar sehr viel fehlt noch. Beteiligt Euch Alle, Alle an unserm Gottesbau!
Wegen St. Johannes sind die Verhandlungen noch nicht zum Schluss gekomme. Ob wir über Pfingsten hinaus noch werden in St. Gotthard bleiben, u. unbehindert Fronleichnam drin werden feiern dürfen, oder dann wieder vielleicht kirchenflüchtig werden sein müssen, wir wissen`s nicht.
Indes Gott befohlen u. all seinen Kindern im Himmel u. auf Erden!
Alles für Gott u. mit Gott – im Namen Jesu! Amen!
Der Gemeinde-Vorstand
Für die Kath. Schule in Brandenburg a. d. H.
Aus Trebnitz d. G. S. B. 15 Sg. in Habelschwerdt v. e. Ung. 7 Sg. 6 Pf.; Breslau v. H. Dr. B. 2 Th. v.e. Ung. 1Th. v.H. W.A.K. Wache 1 Th. v. H. W.D. Wache 1 Th. v. H. W. Scheine 1 Th.?
2.6. Unterstützungen und Förderungen des Kirchbaus – nach oben
Unterstützungen und Förderungen des Brandenburger Kirchbaus
Breslau, 1. Mai
Unter dem Titel „Sei gegrüßt, o Maria!“ ist soeben in Neiße bei J.A. Müller ein Andachtsbuch für wahre Verehrer der Gottesmutter, insbesondere zur Heiligung des Monat Mai „227 Seiten“ stark, herausgekommen, welches allen Marien Verehrern u. denen, die es werden wollen, zu empfehlen ist.
Es enthält erst Betrachtungen über die Würde u. Größe der heiligsten Jungfrau Maria u. über die Verehrung derselben nach den Zeugnissen der Kirche, dann tägliche Andachtsübungen zur hl. Jungfrau, eine Meßandacht u. einige schöne Marienlieder. Daran reihen sich Betrachtungen über die Vollkommenheiten, die Tugenden, die Macht, die Güte, Liebe u. Würde der hl. Gottesgebärerin – auf alle Tage des Monats Mai in Form von Begrüßungen der hl. Jungfrau, an welche sich für jeden Tag ein eigenes Gebet anschließt.
Es ist dies Büchlein recht dienlich, die Herrlichkeit u. Heiligkeit Mariens kennen zu lernen u. zur Nachfolge ihres heiligen Wandels, wie zum festen Vertrauen auf die Kraft ihrer Fürbitte anzuleiten.
Der Preis von 15 Sg. für das Exemplar ist ohne Abzug für die neu zu erbauende Kirche in Brandenburg a. d. H. bestimmt. Exemplare sind zu haben bei dem Subregens Lic. Welz im fürstbischöflichen Klerikal-Seminar in Breslau u. bei J.A. Müller in Neiße.
Brandenburg, a.d.H. 24. Juni.
Einer hochw. Redaktion sagen wir unseren wärmsten Dank für die besondere Pfingstfreude, welche sie uns durch die Übersendung von 325 Th., wovon 3 Th. für unsere Schule u. 322 Th. für unseren Kirchbau bestimmt waren, bereitet hat.
Ein schöner Zuwachs für unseren Baufonds!
Wir sind ja so glücklich, noch andere milde Gaben nennen zu können, die ihm von anderen Seiten her seit unserer letzten Anzeige i. April d. J. zugingen.
Wir nennen diese unter freudigster Danksagung. Wir erhielten aus Berlin….. – (es folgt eine längere namentliche Aufzählung der Spender, Summen und Anlässen dazu) …… – aus Brandenburg selbst an 30 Th.
Welches ist nun die Höhe unseres Baufonds?
Was uns derort zuging, erreicht mit dem, was, wie uns kund wurde, anderweitig vorliegt, die Summe von etwas über 1700 Th. Dazu kommt insbesondere noch der Ertrag der Collecte in der Diöcese Münster, welcher am 15. D. M. ungefähr auf 1700 Th. stand.
Somit haben sich unsere 7 blanken Thaler anfänglichen Baufonds am Dreikönigstage d. Jahres zur Summe von nahe zu 3500 Th. vermehrt; jeder der damaligen 7 Th. ist zu 500 geworden!
Was die Cölner Collecte für unseren Kirchenbau eintrug, ist uns noch nicht bekannt.
Ein solches Sümmchen in unseren Tagen seit Jan. d. J. 1849! Ein reicher Segen ist das von oben! Freut Euch alle mit uns! Was tut da Glaube und Liebe der Brüder dem Dreieinigen zu Lob, Ehre und Dank!
Unser kindlichinniges Vertrauen wird nicht zu Schanden.
Unsere uralte Kur- u. Hauptstadt, weilens langjährige kath. Bischofsstadt, reich an herrlichen Tempeln aus der kath. Vorzeit (seit 1539 dem letzten Bischof Mathias v. Jagow hat man in jüngster Zeit für das hiesige Zuchthaus nur eine Kapelle erbaut, die überkommenen Kirchen zum Theil verwüsten lassen, zum Theil abgebrochen, wie namentlich die allgerühmte, schöne Marienkirche auf dem Marienberge und die übrigen Kirchen vermag man nur allermühsamst zu erhalten!) glaubt doch nicht in der Lage zu sein, unserer nun nicht mehr zu verwüstenden alltreu kath. Gemeinde eine Kirche abtreten zu können!
Sie zwingt uns zu einem Neubau.
So liegt eben die Sache vor uns. Nach vielem Hin u. Her-, Er- u. Vermitteln, Petiren und Verhandeln ist endlich wegen St. Johannes zum Abschluss gekommen: unsere lang und heiß genährte Hoffnung auf diese ehemalige Franziskanerkirche ist uns abgeschnitten, da die kleine landes- evangelisch- unirte, französisch- u. deutsch- reformierte Gemeinde sie übernimmt u. für Stadt- Staats- u. eigene Gelder herstellt.
Ein dauerndes u. einigermaßen sicheres Simultanum in einer der evangelischen Pfarrkirchen ist abgewiesen; keine derselben will uns aufnehmen; St. Gotthard mag uns nur verdrieslich bis Ende dieses Jahres dulden.
Ohne Anfrage haben wir mit Silvesterabend vom Jahre 1849 uns von dieser Kirche zu scheiden; bis zum 1. Jan. 1850 sollen wir uns ein eigenes gottesdienstliches Local beschafft haben; so ists uns als ausdrückliche Bestimmung gestellt worden; als es den Regierungs-Deputirten mühsamst gelang zur ferneren Verstattung des Mitgebrauchs der St. Gotthardkirche bis dahin zu überreden!
Eine eigene Kirche also bis zum 31. Dez. 1849!
Wäre uns die St. Johannis-Kirche in Bälde überwiesen worden, so dürften wir wohl hoffen, mit seiner Wiederherstellung doch so weit voranzukommen, dass wir vor Jahresschluss hätten in sie übersiedeln können.
Wir haben demnach eine abermalige Kirchenflucht u. Obdachlosigkeit in Aussicht.
Wohin denn, da innerhalb d. J. 1849 doch keine eigene Kirche beschafft werden kann?
Vielleicht erbarmt sich unser in dem Falle erbarmungsloser Ausweisung aus St. Gotthard, u. ebensolcher Abweisung vor jeder anderen Kirchenpforte das Ministerium unser u. weist uns in einen Saal der zu Ostern aufgehobenen Ritterakademie in dem vormaligen bischöflichen Palaste.
Andeutungsweise wurde uns der Türensaal genannt, aber auch den könnten wir nur eine sehr kurze Frist, kaum ein halbes Jahr inne haben, da alle Räumlichkeiten des Gebäudes für ein ???? Schullehrerseminar bestimmt und baldigst einzurichten sind. Wohin doch werden wir noch wandern müssen mit unseren lieben Heiland in seinem hochheiligen Sakrament von Ort zu Ort, bis wir Ihm eine bleibende Stätte finden, wo wir mit Ihm allein sind u. dem Dreieinigem dienen in seinem Hause, nach Weise unserer heiligen Kirche.
Zwischen den Bildnissen von Luther u. Melanchton wird jetzt das hl. Messopfer celebrirt.
Bei unserer Fronleichnamsfeier , die wir um 8 Uhr begannen, während wir sonst morgens bis 8 1/2 geendet haben müssen, u. erst Nachmittags 4 Uhr beginnen können, waren wir nahe daran, um 9 Uhr unseren Gottesdienst unterbrochen zu sehen durch einen protestantischen, der zwar seit etwas 8 Jahr aus Mangel an Teilnehmern alldonnerstäglich nicht mehr gehalten wird, jedoch gerade an diesem Donnerstage, wie zu besorgen war, gefordert werden konnte.
Wie jeden Donnerstag geschieht, wurde auch diesmal um 9 Uhr geläutet ( für unseren Gottesdienst läutet hierorts kein Glöcklein, in St. Peter benutzen wir wohl das dort vorhanden), der betreffende Prediger war zur Rede bereit, u. auch wir waren in Erwartung; doch war kein besonderes Begehr gestellt worden, u. hatten wir die Freude unsere Feier ununterbrochen mit Amt, Predigt u. auch Procession an vier eigens errichteten Altären solum begehen zu können..
Seit 300 Jahren sah St. Gotthard nicht mehr solches Schauspiel. Die Anwesenheit von 400 kath. Soldaten erhöhte die Feier.
Wo u. wie werden wir im nächsten Jahre dieses Fest feiern können?
Einer von den alten Altären hierselbst ist für uns nicht wied.? zu gewinnen.
Schritt für Schritt vorwärts wird uns hier streitig u. schwer gemacht.
Es ist wohl noch in voller Erinnerung, wie es bei Begründung einer eigenen Schule herging.
Wie dem nun sei wir sehen uns wie in partibus in fioclium, berufen eine eigene Kirche und sind entschlossen, eine zu bauen.
So Gott will, wird sie im Herbste 1850 consecrirt.
Es drängt uns alles zum Neubau, so erscheint es auch dem Cultusministerium laut einer Äußerung in seinem Rescripte v. 4. D. M. Wir suchen bereits einen Bauplatz zu erwerben, wo sich unsere künftige Dreifaltigkeitskirche erhebe.
Dem Magistrat und den Stadtverordneten ist ein städtischer Platz nahe der St. Pauli-Kirche als ganz geeignet bezeichnet worden, u. haben wir darum petirt, u. gewärtigen die Entscheidung in den nächsten Tagen.
Wenn unsere Hoffnung darauf zu Nichte wird, u. wir dann, um doch innerhalb der Stadt zu bleiben, irgend ein zum Abbruch bestimmtes Haus aufkaufen müssen, so haben wir Doppeltes: Zeit u. Geld schmerzlich zu beklagen.
Erlangen wir den bezeichneten Bauplatz schenkungsweise, oder doch nur gegen mäßige Entschädigung( da er mit 50 – 60 Th. jetzt rentiert) so schreiten wir voll Muth u. Vertrauen auf Gott u. seine Kinder, unsere Brüder u. Schwestern, bald, recht bald an den Bau, getrost u. fest in der Hoffnung, dass der, der das Werk unter uns begonnen, dasselbe auch ausführen werde. Wir suchen das Reich Gottes, wird das Andere dann nicht hinzukommen?
Es handelt sich nur noch um etwas 12000 Th. Wir gingen im Namen Gottes ans Werk, und in Gottes Namen bleiben wir auch am Werke.
Es wird gelingen, u. unsere Seele jubelt im Hinausblick auf unsere künftige Dreifaltigkeitskirche hier an der Havel inmitten einer Bewohnerschaft von 18000 Menschen.
Brüder u. Schwestern, all u. überall, zumal ihr lieben Mitdiöcesanen, betet u. wirket hierfür mit uns, beteiligt Euch Alle, Alle an diesem Bau!
Wie lebendiger des Katholiken Glaube u. Liebe auch jetzt noch sei, ja eben erst recht neu erwacht, dann mag Brandenburgs künftige Dreifaltigkeitskirche ein glänzendes Zeugnis geben. Die Gaben der Liebe erbauten die herrliche Marienkirche in Deutsch-Piekar; wollet nun hier zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit bauen helfen!
Wenn die Glaubensgenossen uns nicht zur Hilfe eilen wollten, wie sollte es dann mit uns werden!
Auf wen sollten wir hoffen? Wir selbst sind außer Stande, uns zu helfen.
Sollen wir aus Staatsfonds eine Beihilfe erwarten? Wir hofften früher; dass wir´s taten, wird nun als vermessen angesehen. Nicht die mindeste Aussicht ist uns von daher eröffnet, „nachdem den Religionsgesellschaften verfassungsmäßig die selbständige Verwaltung ihrer Angelegenheiten überlassen worden ist u. die öffentlichen Fonds zudem anderweitig auf das dringendste in Anspruch genommen sind.“
Es muss daher im Wesentlichen den Bemühungen des Kirchenvorstandes überlassen bleiben, die nötigen Geldmittel, sei es durch Beiträge der Gemeinde, oder auf andere, ihm geeignet erscheinende Weise herbeizuschaffen.
So sind wir von oben her bedeutet.
Wir wiederholen unseren Hilferuf, „Die Stimme des Rufenden in der Wüste!“ Zu Gott flehen wir, daß er Eure Herzen u. Hände uns lenke, u. bitten Euch innig, Euch uns zuwenden zu lassen.
Wärmsten Dank nochmals für alles das, was bisher für unsere Noth geschehen; was mit Liebe gegeben u. gesammelt worden ist.
Besonders herzlicher Dank auch Herrn Dr. Catzark in Neiße, dem edlen Verfasser des Andachtsbuches: „Gegrüßet seist du, Maria!“ dessen Erlös ohne Abzug zu Besten unserer kath. Kirche bestimmt ist.
Vollherziger Dank auch für die früheren Gaben für unsere Schule, so wie für die, welche im letzte Quartal uns zugingen, nämlich. 3Th. aus Breslau durch die hochw. Redaktion, 1 Th. aus Warmbrunn v. Herrn Erzpriester Pelldramm, 1 Th. aus Breslau durch H. C. Josenke u. 5 Th. aus Jütland vom kath. Feldprobst der mobilen preuß. Division Herrn Wawreczko.
Mit der Fundirung der Dotation will es immer noch nicht daran. Wir fürchten Gefahr.
Wir hoffen indes immer noch, der Höchste werde zu seiner Zeit irgend besonders schulfreundliche Seelen zu erwecken u. uns zuwenden wissen.
Alles zu Lieb u. Ehr der allerheiligsten Dreifaltigkeit!
Mit Gott u. für Gott, im Namen Jesu! Amen.
Namens des Kirchen- u. Schulvorstandes u. Bau-Comites
Pater Ignatz a. d. H.
Brandenburg a. d. H. Der hiesige Dom, welcher im vorigen Jahre zu den Sitzungen der aufgelösten National Versammlung eingerichtet worden war, wird wieder zu seiner gottesdienstlichen Bestimmung restauriert.
Im October soll die 900jährige Jubelfeier der Begründung dieses ehrwürdigen Gotteshauses stattfinden, welches auch dem im J. 949 gestifteten Bisthum Brandenburg seine Entstehung verdanken soll.
„Was für Erinnerungen“ bemerkt die „reihn. Volkshalle“, „mögen den gegenwärtigen Besitzern dieses Gotteshauses vorschweben?“
In Brandenburg wurde am 30. v. M. das Jubelfest des vor 900 Jahren daselbst gestifteten Bistums feierlich begangen.
Der König, die Königin, die Prinzen Karl u. Adalbert, mehrere Minister u. Generäle wohnten der Feier bei, welche in der jetzt neu wiederhergestellten Domkirche, die seit vorigem Jahre behufs Ausbesserung dem Gottesdienste entzogen gewesen war, stattfand.
Dem kirchlichen Feste folgte ein großes Gastmahl in dem Saale der Ritteracademie. (A.P.Z.)
2.7. Brief von Pfarrer Tieffe aus München – nach oben
Brief von Pfarrer Tieffe bei seiner Bettelreise 1850 aus München an seine Gemeinde:
G.s.J.Ch.! | München, den 10.Okt.1850 |
praes.d.13. Okt. 50 und beant
wortet d. 14.Okt.50 Grube, Lehrer
Meine lieben Teuren!
Eine lange Frist ist seit meinem letzten Schreiben von Wien aus! In der Stunde des Abreisens erhielt ich dort noch den letzten Brief des Herrn Lehrers am 23.Septbr. mittags. Es ging um
1 Uhr nach Linz zu, musste den weiteren Abstecher nach Steyermark unterlassen, u. tat es um so lieber, als ich in Österreich überhaupt ein wenig günstigen Boden für mein Geschäft fand, und zugleich auch hoffen durfte, von Linz aus unseren Hilferuf nach Steyer – und Tyrolerland dringen zu lassen. Teilweise mag es schon geschehen sein; der Erfolg ist abzuwarten.
In Wien soll`s auch erst noch hinterher kommen, sowohl vom Kaiser als auch durch den Katholiken – Verein aus der …… . Ähnliches gilt auch von Linz her, wo die Bar – Einnahme äußerst gering war. Nicht ohne alle Hoffnung bin ich geschieden. Das Nähere später mündlich.
Von Linz am 28.Septbr. mit Pfr. Nitschke aus Rengersdorf bei Glatz nach Gmunden, wo ich im nahen Ebensweyer den Erzherzog Maximilian Este aufsuchte, ihn sah, aber nicht vor ihn kam, weil sein Bruder Ferdinand zum Tode krank und allerlei hoher Besuch eben ankam.
Von nun muss viel schriftlich petitioniert werden, in Gmunden und Ischl – Salzburg – und nun erst gar hier. Die persönliche Audienz ist schwer zu erreichen, in jedem Falle muss ein derartig Gesuch auch schriftlich eingereicht werden durch den Obersthofmeister oder Hofmarschall oder Adjutanten. In Ischl kam unser Hilferuf zu Ohr und Hand des Kaisers Ferdinand und der Kaiserin Maria Anna, des Erzherzogs Franz Carl mit Sophie, u. des Erzhz.Ludwig. Resultat kommt später, wie auch das von Kaiser Franz Joseph, auf das Gesuch, von der Kaiserin Mutter 200 Fl., vom dortigen Bischof aber 20 Kreuz – Papier! Am 3. Okt. fuhr ich auf der Post von Salzburg, wo Kaiser Fr. Josef war, bis München und gedachte viel und innig des Schrepfferschen Jubeltages. Ich bedauerte die Unmöglichkeit, in den Tagen vorher zu rechter Stunde zu schreiben. Wir haben wohl gegenseitig aneinander – auch bei dieser großen leiblichen Entfernung – gedacht!
Von hier aus gedachte ich sofort zu schreiben, wollte aber auch gern vorher einiges nähere berichten können, und so ging denn ein Tag nach dem anderen hin – bis heute, und ich kann nur sagen: bar ist bis zur Stunde wenig eingenommen, aber viel Hoffnung ist angeregt von Königen und Prinzen, – und vom Ludwig – Missionsverein. Wenig aber hoff ich vom Bonifatius – Verein nach den Stellborgschen Äußerungen. Viel musste ich schreiben: an König Ludwig, König Max, König Otto von Griechenland, der noch hier ist, an Priz und Prinzessin Luitpold, an Herzogin von Leuchtenberg, – an den Ludwig – Missionsverein.
Alles so umständlich, ehe man allenthalben herankam! Allerlei sehr interessante Bekanntschaften sind bereits geknüpft. Morgen gedenk ich die in Freising versammelten
HH. Bischöfe Bayerns zu sehen, heute Abend vielleicht im Münchener Kath. Verein.
Von Freising nochmals zurück, und dann nach Augsburg, und von dort vielleicht in der nächsten Woche über Bamberg, Würzburg nach Frankfurt – Mainz, oder über Stuttgart – Frankfurt – Mainz . Will man mich nochmals mit einem Briefe erfreuen in der Ferne, so bitte ich ihn nach Mainz, poste restante zu dirigieren. Über Köln – Münster eil ich nach Hause, was ich später noch näher angeben werde.
Die Reise ist kostspielig, mancher Gulden geht drauf, doch komm ich nicht leer nach Hause, reicher noch an Hoffnung als an Barem. Vor der Abreise von hier erhalt ich vielleicht vom König Ludwig u. Otto. Fortwährend in Gasthäusern!
Nach des Herrn Lehrers letzten Brief nach Wien hin – stand noch alles in guter Ordnung, gings rührig mit dem Bau voran, und denke ich, der Thurm steht mit Kreuz und Fahne und Knopf, und zwar schon bedeckt! Ohne alles Unglück – Alles – vorüber! Wenigstens habe ich in dieser Beziehung nicht trübe Ahnung oder Unruhe bisher.
Kam schon von Potsdam Antwort? und günstig? Mit der provisorischen und definitiven Kanzel möge man noch warten, bis ich zurück bin. Es wird dann schon sich noch einrichten. Die Potsdamer Kanzel, falls sie ankäme, was ich bezweifle, könnte wohl zurecht gerichtet werden. Wegen eines Baldachins oder Himmels frug ich in Frkstein und sprach mit H.Schaffer davon. Das mag auch ruhen, da ich aus Breslau zu seiner Zeit die Sache richtig beziehen kann.
Ist man mit der Orgelaufstellung schon irgend vorangegangen, – und um welchen Preis?
Hat H. Geheimer Rath v. Olfers der Bilder wegen sich sehen oder hören lassen? Widrigenfalls müsste wegen des Achtermannschen Gypskreuzes mit dem Propst Pelldram verhandelt werden. Ich bitte, Herr Lehrer möge doch an p.p. von Olfers seine Anfrage und Bitte richten, – item an den H. Propst des Kreuzes wegen, item dass Potsdam und Berlin mit der Vertretung in Brandenburg alternieren.
Hier ist in dieser Woche des Oktoberfestes wegen viel besonderes Leben. Gestern sah ich die Enthüllung der Bavaria. In Hohen Schwangau geht Wichtiges vor; Preußen drängt den Süden zusammen, und es dräut alles noch wundersam losplatzen zu können! In Brdbg. frisst man teilweise wohl schon Österreich und Bayern?
Das Wetter ist Ausgang September. Und bis gestern schlecht, teilweise sehr schlecht gewesen.
Leider sind die Tage schon so kurz, was vielfach hinderlich wird für das Bettelgeschäft.
In Ganzen und im Allgemeinen, wie im Besonderen mit dem Kirchlichen und mit der Schule – und im Hause und in der ganzen ……. darf ich wohl mir alles noch in guter Ordnung denken?
Wird Fa. Rubon die Glocken bis Mitte Oktober liefern oder wenige Tage später? – – Glockenweihe möge nach Umständen doch H.H. Propst vornehmen.
Im Hause ist doch vollends alles fertig – und auch der vordere Hausputz wird nicht übersehen. Hr. Weiß wir schon den rechten Anstrich treffen. Ich hätte gern einen genaueren Vorschlag zum inneren Anstrich vernommen, damit es zum oberen Gewölbe mir schon als passend vorschweben könne. So wurde meine frühere Notiz abgetan mit den Vermerk: zu kompliziert erscheine, was ich angedeutet. Je nun – nur vorsichtig! Allerlei Töne sah ich hier, – das Carmingrauliche – und Rötliche – und Gelbliche, oft auch das Bläuliche. H. Schulze wird auch Vorschläge wissen.
Nur rüstig und und umsichtig vorwärts, – ich freu mich aufs Wiedersehen – und das Vertrauen wird nicht zuschanden werden.
Schrieb wohl Herr Lehrer referierend an einzelne Blätter, wo es not schien? Ich bitt ihn sehr darum. – verwundert hats mich, zu hören im zweiten Schreiben von den , während das erste von der Ablehnung in Furcht vor dem Zuschauer sprach. Wie nun immer!-
St. Petri Glöcklein ist wohl in Gnaden abgeschlagen?! Sind die Reformierten fertig? Alle Herren Meister und alle wackeren Gesellen bitte ich herzlich zu grüßen, und ersuche, nicht zu ermüden, – man sehe das als Notwendigkeit und Ehrensache an. Mitte November die Einweihung! Ich denke hinterm 20.
d. Monats anzukommen. Gedenket des 13. Oktober 1844 und 1850.
Ich hoffte irgend Briefe in die Fremde aus Berlin, Potsdam usw. erhielt aber nur die zwei v. H. Lehrer. Passè.
Mit aller Liebe allen
Pater Ignatz.
Alles alles von der lieben Gemeinde grüße ich – herzinniglich.
Ich bitte diesen Herzensgruß zu entbieten – in der Schule – und in den . . .
Der Mutter des Sohnes Gratulation zum Geburtstag am 13. Oktober. Herr Weiß wolle sein Ehrenwerk mit Liebe und Pietät zu Ende geleiten. Es ist schön, in solchem Werk fortleben.
Einen besonderen Gruß an ihn!
2.8. Brief von Pfarrer Tieffe aus Prag – nach oben
Brief von Pfarrer Tieffe bei seiner Bettelreise 1850 aus Prag an seine Gemeinde:
G.s.J.CH. Amen | Prag, den 04.09.50 |
Dem p. Gruber in Brandenburg
vorgelegt d. 08.Sep.morgens
½ 11 Uhr
Meine lieben Teuren!
Wie geht es dem umreisenden Bettelpater? So frug wohl sich schon mancher der lieben Gemeinde. Eine kurze Antwort hier. Gesund ging`s bis heut dem Leibe nach, mit dem Geschäfte aber geht`s – wider alle Erwartung bis diesen Morgen – flau! In Sachsen kollektierte ich nicht, möglicherweise auf dem Rückwege. In Leitmeritz gab der Bischof
50 Fl. Drei Domherren à 2 Fl., 20 Fl. lagen seit früher als Ertrag einer Kollekte in der Diözese vor.
Hier in Prag erhielt ich gestern vom Cardinal 60 Fl., von einigen Domherren zusammen
( 4 + 2 + 3 ) = 9 Fl. Die Klosterprälaten sind verreist. — Heute gehe ich noch an einige Personen heran, hoffe aber nichts von einiger Bedeutung, da hier wenig rege Teilnahme für dergleichen Dinge zu finden ist. Ein Jammer! Man schläft hier! Warscheinlich mach ich morgen früh 5 ½ von hier bis Pardubitz, dort 10 Uhr nach Königgrätz, darauf über Trübau nach Olmütz, hierauf über Brünn nach Wien.
Nach Wien bitt ich ein Schreiben über den Stand der Brandenburger Dinge, namentlich den Kirchbau- poste restante- zu dirigieren, dass ich`s anfangs nächster Woche dort vorfinde.
Der Kirchbau – wird doch ja nicht etwa schläfrig? !! Es wird schon noch kommen auf der Reise in Wien, Bayern, Rhein- wunderliche Erfahrungen machte ich schon- und werde deren noch mehr machen.
Immer und immer denk ich an Brdbg. In Preußen ist`s doch auch nicht übel. Die Natur – spricht auch mit dem Sonstigen auf dieser Reise weniger an, weil ich die Hauptsache immer im Sinn habe. – Den Pfr. Schmale bedeuten Sie bei Gelegenheit, er hege zu Erwartungen von einem Bittruf nach Böhmen.
Hr. Dr. Holzherr war so gütig auszuhelfen, und hilft vielleicht statt 2 Sonntage mehrere.
Innigen Gruß und Dank an ihn.
An alle – alle herzliche Grüße aus der Ferne vom Pater der sucht, klopft, bittet.
Steht Thurm mit Knopf, – Decke fertig von den Zimmerleuten?
Antwort irgendwoher – vom König und viele Thalers! Viel Geld sonst?
Ausführliches Referat gegenwärtige ich. Es regnet heute und behindert den Bittgang.
Betet nun fleißig, Jung und Alt, für den Bettelpater – Seelsorger. Heute celebrierte ich
St.Johannis Grabe.
Gott alles Weitere befohlen! In Liebe allen treu Pfr. Ign. Tieffe.
Noch kein Silberstück sah ich in Böhmen; lauter Banknoten ganz und stückweis!
Ich führ alle bei mir – es ist noch eine sehr leichte Bürde. Sendungen kommen vielleicht erst von Wien.
2.9. Bericht über den Kirchbauverlauf – nach oben
Brandenburg a. d. H. 10. Aug.
Unsere letzte Nachricht in Nr. 28 dieser Blätter über von Brandenburger Kirchenbauangelegenheiten erzählen, wie die hiesige alte u. treu-kath. Gemeinde um endlich zu einem eigenem gottesdienstlichen Orte?? zu gelangen, zu einem Neubau gezwungen u. demzufolge auch dazu entschlossen sei.
Was nun weiter?
Sofort wurde der Erwerb einer Baustelle angestrebt.
Wir schmeichelten uns mit etwas Hoffnung von der Stadt einen geeigneten Platz in dem sog. „Bullenhofe“ auf der Stelle des ehemalige städtischen Krankenhauses zu erlangen, sei es schenkungs- oder kaufsweise.
Unser Bitten war aber vergeblich.
Den Stadtbehörden gegenüber sind und bleiben wir hoffnungslos; man scheut den Schein, durch irgend welche Beihilfe – zu Rehabilitierung des Katholischen in hiesiger alten Kur u. kath. Bischofsstadt Freude, Ehre u. Ruhm einräumen?? zu wollen.
So mag es denn sein! Gesetzes u. Regierungszwang ist nicht anzutun, moralisch lässt man sich auch nicht zwingen; was erübrigt uns?
Da unser bisheriges Pfarr- u. Schulhaus nicht Räumlichkeiten zu einer Kirche gewährt, so mussten wir an den Erwerb eines anderen Grundstückes schreiten. –
Nach Sachlage glauben wir nun Mitte Juli vorteilhaft gehandelt zu haben, durch den Ankauf eines Hauses, dessen Garten, nach dem vergeblich erbetenen Bauplatz, die frühere St. Pauli-Begräbnisstätte, die nun kath. Kirche aufnehmen kann.
Die Dreifaltigkeitskirche erhebe sich auf diesem alten Gottesacker recht bald.
Rührig sind wir dran. Der ???rist ist gefertigt. Baumaterialien sind im Anzuge, Arbeitskräfte sind bereit, Baugenhmigung wird eingeholt, u. wollen wir am 22. D. M. wo die herrliche Marienkirche in Deutsch.- Piekar in ???? wird, den Grundstein zu unserer Dreifaltigkeitskirche legen.
Eine Almosenkirche ist in D.-Piekar vollendet, hierorts am diametralen Gegenpunkte der Diözese erbaue der Liebe derselben Gläubigen mit ihrem Gebet und Almosen ein neues Gotteshaus. Warme Liebe meint, nie mit dem Abzahlen an ihrer Schuld fertig werden zu können, unermüdlich ist sie – mit ihrem Beisteuern; die Pfennige vieler sammeln sich auf, u. durch die Vielen wird einem nach dem Andern aufgeholfen.
Unsre Hoffnung steht so!
Im Namen unseres Gottes ist unsere Hilfe; sie kommt durch ihn von den Brüdern.
Beteiligt Euch alle an unseren Gottesbau, erweiset dem Dreieinigen unserem Heiligen Ehre und Dank, uns aber Liebe u. Erbarmen!
Getrost gehen wir ans Werk u. schreiten frisch vorwärts.
Der Baufonds, noch zu nicht geringem Theile in den Händen und Säckeln der Brüder u. Schwestern allerwärts, sammle sich auf, dass wir wenn möglich, im Herbste 1850 die Feier hier sehen mögen, welche D.-Piekar noch in diesem Monat freudig und dankbar begeht.
Unseren Hilferuf erneuern wir aus der Tiefe unserer Seele u. unserer Noth. Der Staat hilft nicht u. die Stadt hilft nicht!
Darum flüchten wir immer von Neuem zur Bruderliebe.
Dort klopfen wir bittend an, u. wir wissen, nicht vergeblich. Es geschieht jetzt nicht vergeblich, etwas ja bisher nicht vergeblich geschah!
Hört`s doch und freut Euch darob mit uns, was der liebe Herr u. Gott uns durch seine Kinder bescherte: mehr an 6000 Th. zählt unser Baufonds, der am Dreikönigstage d. J. sieben blanke Thaler aufwies!
Einzelne Gaben mögen genannt werden.
Aus Münster kamen nicht 1700 Th. sondern in ?Folge bischöf. Aufrufs aus der Mitte Feb. D. J. 1962 Th. 28 Sg. 10 Pf. (nach Portoabzug) ein ähnlicher Aufruf wird uns aus Liebe 1500 Th. zuführen.
Aus den lieben Schlesien gingen uns in den jüngsten Wochen von dem kath. Verein in Münsterberg durch G.Pfarrer Leuber 11 Th. zu; zu diesem noch 5 Th.; aus dem breslauer Orha??troph???? v. u. d. Frl. S. v. Tschischwitz 4 Th. u. 100 Th. aus Glogau durch G. Dompfarrer Wutke.
Herzinniger Dank! Vergelts Gott reichlich!-
Anbei noch eine große u. dringliche Bitte.
Was etwa da u. dort die Liebe für unseren Kirchbau gab u. sammelte, das möge uns recht bald zugesandt werden, weil uns so eben u. in allerhöchster Frist die Auszahlung für das erworbene Grundstück u. auch die im Anzuge befindlichen Baumaterialien obliegt.
Leider, dass der Erwerb des Bauplatzes nach Abzug dessen, was der Verkauf unseres alten Hauses etwa decken wird, noch an 2000 Th. verzehrt!
Der Kirchbau selbst erheißt zwischen 10 – 12000 Th.
In Schlesien baut sichs bedeutend wohlfeiler, als hier. Glücklicher Weise stehen gegenwärtig die Ziegelpreise niedriger als sonst. Das Tausend Mauersteine kostet bis auf die Baustelle 7 -9 Th., ein Wg. Kalk an 8 Th., die Klafter Fundamental????tersteine aus den Rüdersdorfer Bergen hinter Berlin an 7 Th., die Fuhre Sand 6 Sg.
Auch das Arbeitslohn steht hier bedeutend höher, als in Schlesien.
„Amt Kloster Lehnin“ ist der Stempel des größten Theils unserer Mauersteine. Testa Lehnini surgent!
Es drängt aber zur Eile! Wir haben sehr große Furcht vor der Wiederrauswerfung aus St. Gotthard am Ende d. J. Es ist daher viele Gefahr im Verzuge mit unserem Bau.
Sieht man aber unseren so ernstlichen Willen, ein eigenes Gotteshaus zu besitzen, so hoffen wir man werde uns bis ???? 1850 in jener altstädtischen Kirche wollen.
Namens des Kirchen- u. Schulvorstandes u. Bau-Comites
Pater Ignatz a. d. H.
Brandenburg a. d. H. 15. Oktober.
Am 22. August wo D. Piekar die Einweihung seiner Marienkirche feierlichst beging, hier den Grundstein zur neuen Dreifaltigkeitskirche, wie es beabsichtigt war, zu legen, ward unmöglich gemacht worden.
Gar wunderliche Erfahrungen, dergleichen bei der Schulerrichtung der arglosen Gemeinde sich aufdrangen, sollen ihr auch beim Kirchbau nicht ausbleiben.
Am besagten Tage geschah jedoch der erste Spatenstich, am 4. September aber begann das Grundgraben u. am 6. wurde der Anfang mit dem Mauerwerk gemacht. Das Fundament ist bereits fertig u. der Oberbau erhebt sich.
O kommet alle, alle die Ihr Euch mit der Liebe, Gebet u. Gaben beteiligt, u. schaut seine Höhe u. freuet euch mit uns!
Zum 28. d. M. wird die feierliche Segnung u. Einlegung des Grundsteins durch den fürstbischöflichen Delegaten Domherrn u. Propst zu St. Hedwig in Berlin Freiherrn W. v. Ketteler geschehen. Pate bei uns!
Gott sei Lob u. Dank, Lob u. Dank aber auch den Brüdern u. Schwestern!
Anbei ist noch ein für unseren Kirchbau sehr empfindlicher Perthum zu berichten. Auf Grund öffentlicher, auch in diesen Blättern aus dem „Katholiken“ mitgeteilten Nachrichten über Rheinlands bisherige Beihilfe durfte jüngst hin die Höhe des Baufonds überhaupt auf fast 6,000 Th. angegeben werden.
Gegen 500 Th. in des zu viel gerechnet.
Zur Zeit sind unsere anfänglichen sieben Thaler unter Gottes Tagen bis auf fast 5500 Th. vermehrt! Dafür sprechen wir nach allen Seiten hin das vollherzigste “ Vergelts Gott!2 aus .
Gar viel – über die Hälfte fehlt noch! Die beiden Ministerien des ???? u. des Inneren haben für den Kirch der hiesigen völlig mittellosen kath. Gemeinde eine allgemeine Kirche- u. Haus-Collecte bewilligt. Ihre Abhaltung steht bevor.
Da ?hupfen? wir wohl tief auf u. flehen zum Dreieinigen u. den Erdenkindern die Eines Glaubens, Hoffens u. Liebens zu ihm stehen, darauf zu merken, dass uns so viel Not tue.
Wir hoffen u. lassen uns unser Vertrauen nicht erschüttern, noch rauben.
Der Staat hat nichts für uns in seinen Fonds, die Stadt auch nichts in den ihrigen, u. der Gemeinde fehlen sie in ihrem Bereiche ebenfalls!
Fürs Jahr 1850 sollen wir nicht auf den ferneren Mitgebrauch der bisher benützten Kirche rechnen dürfen. Wir müssen Ernst fürchten.-
Am 1. Oktober war in der uralten Kur- u. Hauptstadt Brandenburg eine großartige Säcularfeier. Das sie über 600 Jahre kath. Bischofstadt war u. den Marken als Mittelpunkt galt, das bejubelte man.
Das eigentlich Katholische schob man freilich beiseite, u. bezog sich bei der kirchlichen Feier in Gebet u. Rede, nur auf die Einführung u. Erhaltung des Christenthums in hiesigen Landen, die sich an die eben vor 900 Jahren durch Kaiser Otto d. Gr. urkundlich geschehene Errichtung und den ferneren Fortbestand des Bisthums u. seines Domstiftes knüpfte.
Vor 300 Jahren, am 1. Nov. 1539 fielen Bischof Matthias v. Jagow u. Kurfürst Joachim II. öffentlich von der kath. Kirche ab u. nahmen in Spandaus St. Nicolai Kirche das Abendmahl in lutherischer Weise.
Dem gegenüber die derzeitige kath. Gemeinde hier in ihrer Notlage!
Zur Rehabilitierung des Katholischen ist der endliche Besitz einer eigenen Kirche unumgängliche Notwendigkeit. Viel knüpft sich daran.
Wie zum Beginn des Baues der Dreifaltigkeitskirche bereits Hilfe kam, so komme sie zur Fortsetzung bis zur Vollendung, daß sie kommen werde, daran zweifeln wir nicht!
Alle wollen sich am Gottesbau beteiligen; lasst uns das Amen hören.
Namens des Kirchen- u. Schulvorstandes u. Bau-Comites
Pater Ignatz a. d. H.
Brandenburg a. d. H. Ende Oktober. Unvergesslich wird den katholischen Bewohnern Brandenburgs die erhebende Feier bleiben, welche ich bei meiner zufälligen Anwesenheit unter ihnen, mit ihnen beging.
Es ist die Grundsteinlegung zu ihrer so heiß ersehnten, neu zu erbauenden Hl. Dreifaltigkeitskirche, welche am Feste der hl. Apostel Simon u. Juda stattfand.
Zahlreich waren die Gemeindemitglieder groß u. klein in der protestantischen St. Gotthardtkirche, in welcher einstweilen der katholische Gottesdienst gefeiert wird, geeilt, wo von morgens ½ 6 Uhr ab heilige Messen zelebriert wurden, bis um 7 Uhr das feierliche Hochamt begann, abgehalten von dem fürstbischöflichen Delegaten u. Domherrn Freiherr v. Ketteler Propst bei St. Hedwid zu Berlin, unter Assistens der Herrn : Pfarrer Schaffraneck aus Beuthen in Oberschlesien, Abgeordneter der zweiten Kammer, Pfarrer Tieffe hierselbst, u. Ober???? Heuser aus Magdeburg.
Feierlicher vierstimmiger Gesang unter Orgelbegleitung erfüllte den großen Raum der Kirche; u. erhöhte den Gottesdienst.
Nachdem das Evangelium nach beendetem Hochamte in deutscher u. polnischer Sprache von Herrn Pfarrer Schaffraneck (letzteres wegen hiesiger Garnison, verlesen war, wurde vermeldet, dass nach dem das Wetter sich einigermaßen erheiterte, die feierliche Prozession sich von der St. Gotthardkirche nach den Bauplatze in Bewegung setzen werde.
Alle Anwesenden wurden freudig bewegt, zwei Bürger eilten zu den Kirchfahnen u. folgten mit diesen dem Küster, der mit dem Cruzifix voranschritt. Die Schuljugend zuerst die Knaben, u. dann die Mädchen, Paar u. Paar , schloss sich an, geführt von ihrem Lehrer, Herrn Grube. Die Ministranten mit brennenden Kerzen gingen den anwesenden Priestern, die mit feierlichen Gewändern bekleidet waren, voran, u. dies ?viel? u. Militärgemeinde folgte zahlreich.
Der Zug bewegte sich unter dem Lobgesange: „Tag des Herrn, du sollst mir heilig“
von St. Gotthard bis auf den Bauplatz durch die Hauptstraßen der Stadt, zwischen dem Spalier, welches die zahlreich herbei geströmten Bewohner Brandenburg bildeten. Salbungsvoll, begeisternd war die Festpredigt, die der fürstbischöfliche Delegat an der Baustelle hielt, an welcher sich auch Altkatholiken, teilnehmend an der Feier, zahlreich eingefunden hatten.
Als der Herr Delegat den Grundstein gesegnet hatte, und die verschiedenen Urkunden in denselben hineingelegt waren, da vereinigten sich alle Herzen in dem demütigen Gebete der Diener von allen Heiligen, dass die allerheiligste Dreifaltigkeit diesen ihr zu erbauenden Tempel doch ferner die wohltuenden Gemüter noch so lange zugewendet lassen möge, bis das Werk vollendet.
Hierauf wendete sich G. Pf. Schaffraneck an die zahlreich versammelten polnischen Militairs u. sprach von der Festfeier u. deren segensreiche Wirkung auf uns so eindringlich, dass wenig Augen der jungen Krieger tränenleer blieben.
Ergriffen von dem bedeutungsvollen Weiheorte? verließ die Versammlung den zu so hohen Zwecke bestimmten Ort, u. die Blicke der Hiesigen, meist armen Katholiken bleiben so lange hingerichtet auf die helfenden Brüder in der Nähe u. Ferne bis das Werk vollständig gelungen, u. sie in ihrem neuen Gotteshause aus tiefster Seele das :“ Herr Gott! Dich loben wir !“ anstimmen können.
Dittrich.
Kaufmann u. Kirch. Ältester bei St. Hedwig zu Berlin
2.10. Bericht zum Kirchbauverlauf – nach oben
Zum 25jährigen Jubiläum der hiesigen römischen katholischen Kirche zur allerheiligsten Dreifaltigkeit
–
(Ein Beitrag zur Geschichte Brandenburgs.)
„Aller Anfang ist schwer!“ schrieb Staatsrath Schmedding am 22. März 1817 dem hiesigen Kaufmann, Kirchenvorsteher Mauri, als dieser Befürwortung eines im Namen der röm. Kathol. Gemeinde Brandenburgs an den Minister des Inneren gerichteten Gesuches um Anstellung eines eigenen Geistlichen erbat, da die seit vielen Jahren auf Anordnung der königl. Regierung zu Potsdam, von dem Kaplan der dortigen Gemeinde jährlich 6 mal in der kleinen Domkirche (St. Peter) und in dem Landarmen-u. Invaliden-Hause (nachmaliger königl. Strafanstalt) celebrierten Missions-Gottesdienste, sich als völlig unzureichend erwiesen.
Staatsrath Schmedding hatte Recht.
Denn obgleich bereits unter `in 8.Octob. 1817 die Anstellung eines Curatus mit 400 Th. Gehalt und freier Wohnung in Aussicht gestellt, und am 15. Septemb. 1818 der Ex-Coventual des aufgehobenen Stiftes Neuzelle, P. Abundus Roeckert, zum Curatus ernannt worden, erging d.d. Potsdam 12. April 1823 der von Sr. Majestät dem Könige eigenhändig gefertigte kurze Bescheid, daß es bei der Seelsorge für die kathol. Glaubensgenossen in Brandenburg, so wie solche bis jetzt verwaltet sei, auch fernerhin verbleiben solle.
Der gute Mauri ließ aber nicht nach, und sein Eifer ward belohnt.
Nach faßt 30jährigem Ringen erfolgte endlich die Anstellung eines eigenen Geistlichen für die röm. Kathol. Gemeinde Brandenburg.
Der bisherige Schulpräfect Ignatz Tieffe in Frankenstein ward am 13. October 1844, dem 20. Sonntage nach Pfingsten /21. p. Trinit./ von dem Propste bei St. Hedwig, nachmaligen Münsterischen Weihbischofe Brinkmann, in sein Amt als erster stabiler Seelsorger der Gemeinde feierlich eingeführt.
Das Vorsteheramt sprach im Kreisblatt Nr. 84 vom 17. Octob. seinen Dank aus für die herzlich entgegenkommende Teilnahme, welche der Gemeinde am Tage der Einführung des neuen Seelsorgers zu Theil ward, namentlich dem vereinten Sänger- und Musikchors, sowie seinem Dirigenten, dem Musikdirektor Seyffert, für Leitung der ganz vortrefflich gelungenen Kirchenmusik.
Der Gottesdienst ward von nun an täglich in der kleinen Domkirche gehalten.
Da dieselbe aber bereits im Mai 1844 von dem königl. Bauinspector Heidfeld für baufällig, nur auf Grund eines Gutachtens des Zimmermeisters Bendel sen. und des Mauermeisters Lunitz sen., im November 1848 die Abhaltung des ferneren Gottesdienstes in dieser Kirche als lebensgefährlich bezeichnet worden, so lange nicht der Neigung des Turmes durch bauliche Anlagen vorgebeugt werde, ward die Kirche von Polizei wegen geschlossen.
Der Gottesdienst musste daher in dem damaligen, kleine Münzenstraße Nr. /78 gelegenem Pfarrhause durch volle 3 Wochen abgehalten werden.
Inzwischen suchte Pfarrer Tieffe der Kirchennot nach Möglichkeit abzuhelfen.
Ein an den Magistrat gerichtetes Bittgesuch, die St. Catharinen-Kirche zur Abhaltung des kathol. Gottesdienstes in den Frühstunden für einige Zeit gewähren zu wollen, wozu die an dieser Kirche angestellten Geistlichen gern ihre Zustimmung gaben, lehnte Magistrat zwar ab, bevor nicht feststehe, welche Kirche der Staat zu den Versammlungen der Preußischen-Nationalversammlung, die gemäß Allerhöchster Cabinets-Odre vom 8. Nov. 1848 hierher verlegt worden, beanspruche; er empfahl jedoch für die erste Zeit die St. Jacobs Kapelle am Steintore, für später die St. Nicolai Kirche auf dem altstätischen Kirchhofe, da bei dieser eine großen Gemeinde nicht zu berufen, nur der Vorstand der „kathol. Dissidenten“ gern bereit sei, die kathol. Gemeinde aufzunehmen.
Erstere aber war viel zu klein, kaum zu den Wochengottesdiensten den genügenden Raum bietend, – letztere zu abgelegen, und- was der Cardinalpunkt war, – eben wegen Benutzung derselben durch die Rougeaner p. m. für die röm. Kathol. Gemeinde absolut unbenutzbar. * (Seitliche) Anmerkung des Einsenders. Die Frage der Benutzung einer Kirche Seitens einer röm. kathol. Gemeinde, wenn kathol. Dissidenten in dieselbe eingezogen sind, wurde also damals schon wentiliert. Vom Standpunkt der gleichen Berechtigung der Culten und der religiösen Toleranz erklärte Magistrat die verneinende Beantwortung der Fragen nicht anerkennen zu können. Die röm. Kathol. Kirche hat das Verbot des Mitgebrauches der „kathol. Dissidenten“ zur Benutzung eingeräumten Kirchen stets aufrecht erhalten. (cfr. Dr. Hirschel, Domherr u. Professor des Kirchenrechts in Mainz: Das kirchl. Verbot für die Katholiken bezüglich des Mitgebrauches der den sogenannten Altkatholiken zur Benutzung eingeräumten Kirchen.
Pfarrer Tieffe erneute daher das bisher unbeantwortet gebliebene Gesuch des Propstes Brinkmann vom Jahre 1844 um Überlassung der seit dem Jahre 1806 wüst daliegenden St. Johanniskirche.
Allein diese als städtisches Eigentum betrachtete Kirche war, was unbekannt geblieben war, von dem Magistrate der vereinigten Deutsch- und französisch reformierten Gemeinde überlassen worden.
Zwar wollte die St. Gotthardt Gemeinde das Eigentumsrecht der Stadt nicht anerkennen, und nach Mittheilung des Ministers v. Ladenberg war sie selbst nicht abgeneigt, das Recht von ihrer Seite vorausgesetzt -, die St. Johannis Kirche der röm. Kathol. Gemeinde gegen ein dem Werthe derselben entsprechendes Kaufgeld zu überlassen.
Abgesehen jedoch von der Frage nach der Veräußerungsbefugnis, welche nötigenfalls nur im Wege des Prozesses zu erledigen war, da das Presbyterium der reformierten Gemeinde unter keinen Umständen ihre Ansprüche auf die St. Johannis Kirche aufgeben zu wollen erklärte, wies Minister v. Ladenberg auf die jedenfalls nicht unbedeutenden Ankaufs=?kosten? auf die nach Aufschlag des Baumeisters Gussow auf 5500 Th. sich belaufenden Wiederherstellungskosten der St. Johannis Kirche hin, und empfahl auf den Neubau einer Kirche Bedacht zu nehmen.
In der Tat gab es keinen anderen Ausweg.-
Die National-Versammlung war inzwischen im Dome eröffnet worden; kathol. Abgeordnete , – Geistliche und Laien, hatten hier ihren Wohnsitz aufgeschlagen.
Da sie keine Kirche zur Verrichtung ihrer Andacht vorfanden, wandte sich im Namen von 150 Abgeordneter Pfarrdechant Schulte aus Treckenhorst an den hier weilenden Cultus-Minister mit dem Ersuchen, für die kathol. Abgeordneten wie die Gemeinde selbst ein passendes Gotteshaus zu beschaffen.
Bereits vor Eingang dieser Vorstellung hatte aber der Minister den Direktor des städtischen Gymnasium veranlasst, den im Gymnasialgebäude gelegenen Saal einstweilen und bis in kürzester Frist eine anderweite geeignetere Einrichtung getroffen, zur Benutzung zu stellen.
In diesem Saale ward denn auch am 1. u. 2. Advents-Sonntage 1848 der Gottesdienst gefeiert, von dem darauf folgenden Sonntage, den 17. Dec. ab, jedoch mit Ausschluss der Wochentage, an welchen auch fernerhin, bis zum Palmsonntage, den 1. April 1849 im Gymnasialsaale die Andachten stattfanden, – in der St. Gotthardt Kirche, welche zunächst auf ½ Jahr, dann bis zum 1. Jan. 1850 und endlich bis zur Übersiedlung in die eigene neue Kirche zum Mitgebrauch eingeräumt wurde.
Die Gemeinde blieb jedoch nur bis zum December 1850 in St. Gotthard; sie zog es vor, nach dem die reformierte Gemeinde nach der am 10. Nov. 1850 stattgehabten Einweihung der Johannis Kirche, die bisher von ihr mitbenutzte Pauli-Kirche verlassen, bei dem Magistrate dahin vorstellig zu werden, anstelle der reformierten Gemeinde nunmehr der katholischen Gemeinde bis zur völligen Fertigstellung ihrer neuen Dreifaltigkeitskirche den Mitgebrauch der St. Pauli Kirche zu gewähren, da dieselbe dem Pfarrer wie der Gemeinde näher gelegen, und die Gottesdienste auf zu einer beiden Seiten angenehmeren Zeit abgehalten werden könnten.
Dem Gesuche ward freundlichst entsprochen.
So fand dann vom Weihnachtsfeste 1850 bis zum 12. August 1851 der Gottesdienst für die kathol. Gemeinde in derselben statt. Nachdem noch in der Frühe dieses Tages ein Schußgottesdienst in St. Pauli stattgefunden, begann im Auftrage des Cardinals-Fürstbischofs von Breslau der füstbischöfliche Delegat und Domherr, Propst Pelldram aus Berlin, nachmalige Bischof von Trier, um 9 Uhr die Einweihung der neuen Kirche, darauf in feierlicher Procession, unter Gesang, Musik und Glockengeläut das Sanctihoimum? (sanctiarium) aus St. Pauli nach St. Trinitat. transferiert, und, nach der durch Propst Pelldram gehaltenen Predigt der erste Gottesdienst vom Pfarrer Tieffe unter Assistenz von 17 Geistlichen celebriert wurde. Die durch den Lehrer Kuhchel trefflich aufgeführte Schnabel`sche Messe trug nicht wenig zur Erhöhung der Feier bei. –
Ähnlich wie die Einweihungsfeierlichkeit der Kirche durch eine theophorische Procession verherrlicht wurde, war auch am Tage der feierlichen Grundsteinlegung der Kirche, 28. Oct. 1849, dem Tage der hl. Apostel Simon und Juda, nachdem der fürstbischöfliche Delegat, Freiherr von Kettler, jetziger Bischof von Mainz unter Assistenz des Abgeordneten zur 2. Kammer, Pfarrer Schaffraneck aus Beuthen in O. Schl., des Oberkaplans Heuser aus Magdeburg und des Pfarrer Tieffe ein feierliches Hochamt in St. Gotthard gehalten hatte, von dort aus die Gemeinde processionaliter zum Bauplatz gewallt.
Allda hielt Propst v. Kettler die Weiherede und nach dem Weiheakt predigte Pfarrer Schaffraneck vor den mit anwesenden Soldaten polnischer Zunge – über 300 – in polnischer Sprache.
Nach Einsicht der hier vom Kirchenvorstand vorgelegten Rechnung über den Neubau der Kirche, berichtete der kgl. Bauinspector Schneider der königl. Regierung in Potsdam auf deren Erforderung, daß der Bau für die Summe von 23,924Th. (incl. B. Kosten für das Grundstück und die notwendige innere Einrichtung der Kirche) in tüchtiger, zweckmäßiger Art ausgeführt worden sei.
Leider war der bauliche Zustand laut Gutachten des kgl. Bauinspectors Gerster vom 5. Mai 1868 in Folge eines nachtheiligen Dachschubes nun derart bedenklicher geworden, dass um die Mauern wieder in ihre lotrechte Stellung zurückzubringen und sie zusammenzuhalten, Verankerungen angebracht, der Dachstuhl erneuert, und das Ziegeldach durch ein Schieferdach ersetzt werden musste.
Die Kosten des Reparaturbaues beliefen sich auf 2600Th.
Groß ist das Verzeichnis der Wohlthäter; überaus reich sind die Gaben, die angefangen von den allerhöchsten u. höchsten Herrschaften bis herab zu dem „schlichten einfachen Mädchen aus Burgsteinfurt“ zum Kirchenbau flossen.
Das Wohltäter-Album nennt unter anderem die Namen Sr. Majestät des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. v. Preußen, des Kaisers Franz Joseph v. Östreich, des Königs Maximilian II. Mit ganz bedeutenden Spenden in der langen Reihe der kirchl. Würdenträger stehen verzeichnet der Cardinal Fürstbischof v. Breslau Melchior, Freiherr von Diepenbrock, wie dessen Nachfolger auf dem fürstbischöfl. Stuhle, Fürstbischof …rich.
Die von den Ministern der geistl. Angelegenheiten u. des Inneren mittels R.scripter vom 29. Sept. 1849 bewilligte allgemeine kathol. Almosen u. Hauscollecte erfreute sich einer ganz außerordentlichen Berücksichtigung.
Auch die evangelischen Bewohner hiesiger Stadt beteiligten sich an der vom Magistrat bewilligten Hauscollecte in der erfreulichsten Weise.
Durch die von der Polizei-Obrigkeit auf der Burg Brandenburg abgehaltenen Collecte floss ein nettes Sümmchen der Baukasse zu.
Am nächsten Sonntag, den 13. August, dem 9. Sontg. p. Trinit. – feiert die Gemeinde das Silberne Jubiläum ihrer Kirche.
Aus dankerfülltem Herzen wird das Te Deum an hl. Stätte erschallen, inbrünstige Fürbitte emporsteigen zum Thron des Allerbarmers für alle diejenigen, die in christlicher Bruderliebe der Gemeinde in den Tagen der Noth und der Bedrängnis bei gestanden, und durch ihre Opfergaben den Bau der „Uni Trio – dem Einen und Dreieinen“ geweihten Kirche ermöglicht haben.