Chronik 1911 , Chronik 1912 , Chronik 1913 , Chronik 1914 , Chronik 1915 , Chronik 1916 , Chronik 1917 , Chronik 1918 , Chronik 1919 , Chronik 1920
Chronik 1911
Für die österliche Zeit wurden Osterzettel beschafft zur Feststellung der Kommunionen.
Am 10. Mai beging der Leiter unsere Volksschule, Hauptlehrer Schneider sein 25 jähriges Dienstjubiläum. 22 Jahre dieser Dienstzeit hat der Jubilar an unserer Schule segensreich gewirkt. Die erhebende Feier gab Zeugnis von der Liebe, die er sich in Schule und Gemeinde erworben hat.
Am 5. Juni, dem Tag des hl. Bonifatius, wurde in der Stadt Belzig der erste katholische Gottesdienst gehalten. Nachdem in den 70er Jahren vorübergehender Gottesdienst für die damals beim Eisenbahnbau beschäftigten Arbeiter stattgefunden hatte, war für die ganze Belziger Gegend nach dem im Jahre 1905 erfolgten Übertritt der Gräfin Fürstenstein in Wiesenburg zur kath. Kirche nur hin und wieder Gelegenheit zum Gottesdienst in der Schlosskapelle zu Wiesenburg. Die Zunahme der Katholiken in Belzig, zu denen noch eine große Zahl polnischer Saisonarbeiter in der Umgegend hinzukamen, machte die Einrichtung eines Gottesdienstes in Belzig notwendig, der in Zukunft im Sommer jeden Monat, ferner am 2. Weihnachts- und Osterfeiertag stattfinden soll. Als geeigneter Raum für Abhaltung des Gottesdienstes wurde der kleinere Saal im Schützenhaus zu Belzig ausgewählt. Obige Photographie wurde aufgenommen beim ersten Gottesdienst in Belzig.
Zur Verschönerung des ersten Gottesdienstes, der von Pfarrer Glasneck gehalten wurde, wirkte der Kirchenchor aus Brandenburg mit. Der Feier wohnten Gräfin Fürstenstein sowie ihr Gast, Professor von Kurille, dessen Konversion als Professor an der Universität Halle großes Aufsehen erregt hatte, bei.
Am 14. Dezember wurden Elternabende eingeführt, welche in Zukunft ein besseres Zusammenwirken von Schule, Familie und Kirche vermitteln sollen. Außer den Vorträgen über „Kinderkommunionen“ (gehalten von Pf. Glasneck) und über „Berufswahl“ (gehalten von Hauptlehrer Schneider) fand eine Reihe von Aufführungen der Schulkinder statt.
Am 4. August wurde Treuenbrietzen und Umgebung von der Pfarrei Brandenburg abgetrennt und der neuerrichteten Kuratie Jüterbog zugeteilt.
Am 22. Oktober veranstaltete der hiesige Volksverein eine Ketteler – Feier zu Ehren des großen Bischofs von Mainz, der einst als Delegat zu Berlin den Grundstein zu unserer Kirche gelegt hatte. Im Mai wurde der Bonifatius-Sammelverein in unserer Gemeinde wieder eingeführt in Angliederung an die Delegatur- Hauptstelle Berlin.
Statistik: Taufen 92, davon 12 unehelich, Trauungen 23, davon 8 Mischehen Beerdigungen 50 , Konversionen 3 , Kommunionen 7800, davon Osterkommunionen 1755, Erstkommunionen 71 , Zahl der Schulkinder in der Volksschule 379 in höheren Schulen 57, Zahl der Katholiken Brandenburgs 3518, davon Militär 616
Chronik 1912 – nach oben
Im Januar wurde hierselbst ein Ortsverband für Jugendpflege gegründet auf Grund eines ministeriellen Erlasses vom 18. 1. 1911 betreffend Jugendpflege. Demselben wurden auch unsere beiden Jugendvereine angeschlossen. Pf. Glasneck trat in den Hauptausschuss ein. In Aussicht genommen ist die baldige Errichtung eines Jugendheims für alle national gerichteten Vereine.
Am 30. Mai wurde die 500jährige Hohenzollern-Jubelfeier in Brandenburg begangen mit Einweihung des Denkmals des ersten Hohenzollern auf dem altst. Markt in Anwesenheit des Kaisers. Vor der Enthüllung fand ein Festgottesdienst in der renovierten St. Katharinenkirche statt, nach demselben ein Festmahl in dem ebenfalls renovierten altst. Rathause. Am Nachmittage durchzog die festlich geschmückte Stadt ein historischer Festzug, welcher die katholische Vergangenheit der Mark in mehreren Gruppen des Zuges zur Darstellung brachte.(S: Ordnung des Festzuges.). Die in dem Zuge zahlreich vertretenen Kirchenfürsten, Priester und Ordensleute wurden nach Vereinbarung mit dem Festleiter von Mitgliedern der katholischen Vereine dargestellt.
Am 20. Oktober wurde an Stelle des Kaplan Spielvogel, der 3 Jahre hier tätig war, Kaplan Niedziela hier angestellt. Am 1. Oktober beging der zweite Lehrer der kath. Schule Paul Kirsch sein 25 jähriges Dienstjubiläum durch eine würdige Feier in der Schule.
Am 19. Dezember wurde ein sehr gut besuchter Elternabend im Wilhelmsgarten veranstaltet.
Statistik: Taufen 82, davon 8 unehel. Kinder, Trauungen 22, davon 7 Mischehen, Beerdigungen 47 , Konversionen 1 , Kommunionen 7950, davon Osterkommunionen 1760, Erstkommunionen 71.
Chronik 1913 – nach oben
Artikel: Passionsaufführung.; Erneuerung der katholischen Pfarrkirche. (1913)
Am 10. März wurde anlässlich der Jahrhundertfeier der Erhebung Preußens ein Festgottesdienst für Zivil- und Militärgemeinde gehalten. In der Fastenzeit fand eine größere Passionsaufführung veranstaltet von Mitgliedern der katholischen Gemeinde, unter Mitwirkung des Kirchenchores , im Hohenzollernpark und bei der Wiederholung im Stadttheater statt, die außer einem erheblichen finanziellen auch einen großen moralischen Erfolg hatte.
Am 22. Juni wechselte bereits wiederum der Kaplan. Niedziela kam als Kaplan an die St. Hedwigskirche in Berlin, an seine Stelle trat Kaplan Krawczyk aus Ruda O/S.
Am 29. Juni erteilte der Fürstb. Delegat Kleineidam 446 Firmlingen das hl. Sakrament der Firmung.
Am 1. Juli begann die Renovation des Innern unserer Pfarrkirche. Zunächst waren beträchtliche Ausbesserungen durch die Maurer notwendig, die auch eine Verkleidung der bisher freiliegenden Treppe zum Orgelchor herstellten. Dann erfolgte die Ausmalung durch Kunstmaler Fiegert und die Malerfirma Drögekopp u. Schönborn. Zugleich erhielt die Kirche einen würdigen Schmuck durch neue Kirchenfenster. Die vier Evangelistenfenster sind gestiftet von Kaufmann Franz Riedel: Johannesfenster; Pfarrer Bruno Glasneck: Lukasfenster; Familie Vorfalt: Anzeige Passions-Aufführung Markusfenster; Gräfin Fürstenstein- Wiesenburg: Matthäus- Fenster. Die vier daneben befindlichen Fenster wurden gestiftet von: 1. St Josephs- Verein, 2. Schlächtermeister Paul Heinrich und dessen Ehefrau Berta, 3. Familie Harwardt, 4. Lehrerin Dorothea Niehaus. Die gesamten Kosten betrugen 10251,62 M, davon Ausmalung 3318,55 M für Kirchenfenster 3433,00 M. Die Kirchenfenster stammen aus den Werkstätten für Glasmalerei von J. Schmidt – Berlin. Aufgebracht wurden die Kosten durch Kollekten in der Kirche und durch Einzelspenden; aus der Kirchkasse für Orgelreparatur 431 M. Bei dieser Gelegenheit hat sich der Opfersinn unserer Gemeinde aufs Glänzendste gezeigt.
Am 21. September fand nach Beendigung der Renovation fand ein Festgottesdienst mit Levitenamt und Tedeum statt.
Statistik: Taufen 80, davon 10 uneheliche Kinder , Trauungen 22, davon 10 Mischehen , Beerdigungen 38, Konversionen 6 , Kommunionen 8400, davon Osterkommunionen 1786, Erstkommunionen 71. Firmlinge 446, davon 65 Militärpersonen.
Chronik 1914 – nach oben
Am 18. Februar trat Kaplan Ernst Gröger an Stelle des Kaplan Krawczyk, dessen Versetzung wegen seines allzu freien Lebenswandels erfolgen musste.
Am 22. März hielt der Volksverein eine glänzend besuchte Versammlung ab, zu der Domprediger Leicht aus Bamberg gewonnen war.
Am 29. Juni feierte Hauptlehrer Schneider sein 25 jähriges Ortsjubiläum. Ihm zu Ehren, der in einem Vierteljahrhundert mit großer Hingabe sich der Erziehung unserer Jugend gewidmet hat, veranstaltete die Gemeinde einen Festabend im Wilhelmsgarten bei welchem ihm ein prächtiger Bücherschrank verehrt wurde. Aus den Reden und Aufführungen klang die dankbare Liebe, die er sich erworben.
1.August Mobilmachung, nachdem am Tage vorher die Kriegserklärung erfolgt war. Es kamen Tage der größten Aufregung. Die Truppen unserer Garnison, die noch am Abend des Mobilmachungstages ausrückten, um in der vordersten Heeresgruppe die Grenze Belgiens zu überschreiten, konnten trotz Vorstellung seitens des Pfarrers beim Divisionskommandeur wegen der Eile des Abtransportes nicht seelsorglich vorbereitet werden.
Vom 9. August an wurde in der Kirche täglich Kriegsandacht gehalten, um den Beistand Gottes für unser Volk zu erflehen. Die Vinzenzkonferenzen schlossen sich an die städtische Organisation für Kriegsfürsorge an und übernahmen die Lieferung von Broten an Kriegerfamilien ohne Unterschied der Konfession.
Am 19. September starb Kaufmann Franz Riedel. Die Gemeinde verlor in ihm ihren treuen, umsichtigen Berater und Helfer, den langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes. Groß war sein Ansehen auch in der Stadt, die ihn zum Stadtverordnetenvorsteher gewählt hatte, trotz seines ausgesprochen katholischen Bekenntnisses, eine Seltenheit einer fast durchweg evangelischen Stadt wie Brandenburg.
Am 28. Oktober erfolgte die Inthronisation des neuen Fürstbischofs von Breslau: Dr. Adolf Bertram, des Nachfolgers des Kardinals Dr. Kopp, der am 4. März des Jahres gestorben war. Möge ihm eine gleichgesegnete Regierung zuteil werden wie seinem Vorgänger.
Am Dezember wurde der hiesige Ortspfarrer Bruno Glasneck vom Fürstbischof zum Erzpriester des Archipresbyteriats Potsdam ernannt.
Statistik: Taufen 104, davon 11 uneheliche Kinder, Trauungen 16, davon 8 Mischehen , Beerdigungen 56. Konversionen , Kommunionen 9870, davon Osterkommunionen 1825, Erstkommunionen 69.
Chronik 1915 – nach oben
Am 10. Januar wurde von den Bischöfen ein allgemeiner Buß- und Bettag für das kath. Deutschland angeordnet, um einen glücklichen Ausgang des Krieges zu erflehen. Früh war Generalkommunion der Vereine unter großer Beteiligung, während des ganzen Tages Anbetung vor ausgesetztem Allerheiligsten. –
Am 7. Februar wurde ein Kriegsbettag gehalten, angeordnet vom Hl. Vater für die ganze katholische Welt.
Am 1. April wurde eine achte Schulklasse eingerichtet wegen Überfüllung der Schule. Zwei Lehrer der Schule – Polle und Kapot – wurden zum Kriegsdienst eingezogen.
Am 13. April verschied die Lehrerin Anna Kolberg, welche ihr Amt 12 Jahre an unserer Schule gewissenhaft ausgeübt hat. R.i.p. Während des Winters 1914/15 beteiligten sich die Vinzenzvereine eifrig an der Linderung der Kriegsnot. (S.Zeitungsnotiz). Artikel sind auf dieser Seite eingeklebt Im Laufe des Sommers wurden die Hinterhäuser des Pfarrgrundstücks wegen ihrer Baufälligkeit niedergelegt. Es wurde eine neue Waschküche gebaut und mit Zuhilfenahme der früheren Kirchenfenster das Treibhaus erneuert. Das Pfarrhaus gewann dadurch Luft und freien Ausblick nach dem Garten.
Statistik: Taufen 109, davon 14 uneh. Trauungen 20. Davon 12 Mischehen. Beerdigungen 75, einschl. d. in den Lazaretten verst. Soldaten. Konversionen 1 , 11600, davon Osterkommunionen 1860, Erstkommunionen 53.
Chronik 1916 – nach oben
Am 17. März verstarb im Krankenhaus Maria – Victoria zu Berlin die langjährige frühere Oberin des hiesigen St. Dominikus – Stiftes, Schwester Philippine, die sich besonderer Hochschätzung in der Gemeinde erfreute. R.i.p.
Am 29. Juni wurde ein Triduum als Sühne- und Bittandacht zur Erflehung baldigen Friedens mit Generalkommunion gehalten.
Am 18. August trat Kaplan Raczek an die Stelle des Kaplan Gröger, der nach Namslau versetzt wurde.
Am 1. Oktober zog der Fürstb. Kommissarius Erzpriester Ginella als Commorant hierher. In alter Anhänglichkeit an Brandenburg, wo er in der Zeit des Kulturkampfes 12 Jahre als Kaplan tätig gewesen war, hatte er diesen Ort als Ruhesitz ausersehen.
Seit November wurden durch das kath. Pfarramt als guter Lesestoff die „Stimmen der Heimat“ wöchentlich an die im Felde stehenden Gemeindemitglieder gesandt.
Statistik: Taufen 95, davon 28 unehel. Kinder. Die große Zahl der unehel. Kinder ist verursacht durch die Schwierigkeit der Eheschließung unter den aus russ. Polen stammenden Saisonarbeitern. Trauungen 18, davon 6 Mischehen. Beerdigungen 78.
Konversionen 1 Kommunionen 11200, davon Osterkommunionen 1850 Erstkommunionen 68.
Chronik 1917 – nach oben
Unter den vielen und großen Opfern, welche der Weltkrieg gefordert hat, ist die Ablieferung der Kirchenglocken zum Einschmelzen den guten treuen Gemeindemitgliedern bei ihrer sonstigen Opferfreudigkeit doch recht schwer gefallen.
Am Sonntag, den 24. Juni läuteten die Glocken im Anschluss an den Hauptgottesdienst ihren Abschied.
Am Montag, den 25. Juni wurden sie ausgebaut und an die hiesige Sammelstelle abgeliefert. Die größte Glocke hatte eine Höhe von 80 cm und einen Durchmesser von 84 cm. Die Inschriften auf der Glocke lauteten:
Ehre dem Vater, dem Sohn und dem hl. Geiste in Ewigkeit. Gottes Erbarmen und Friede mit uns. Almosen erbaute diese Kirche und goß ihr diese drei Glocken. K. V. (?) I. Tieffe. Pastor. G. Riedel. Petrus und Paulus. G. Rubon in Berlin 1850.
Die mittlere Glocke hatte eine Höhe von 66 ½ cm und einen Durchmesser von 65 cm. Ihre Inschriften lauteten: Mariae und allen Heiligen. Glaube, Hoffnung und Liebe erwerben das Himmelreich. Gott ruft, führt, richtet, lohnt. K.V. C Potthoff. A. Schrepfer. Maria. G. Rubon in Berlin 1850.
Die kleinste der abgelieferten Glocken hatte eine Höhe von 42 cm und einen Durchmesser von 53 cm. Die Inschriften lauteten: Außer Christi Kirche kein Heil. Die Stimme des Rufenden in der Wüste. Alles zu Gottes Ehr. Lehrer L. Grube. Ignatius U. Franziskus H. G. Rubon in Berlin 1850
Die Glocken haben ein Gewicht von 528 kg. Bei der Übernahme der Glocken wurde für jedes Kilogramm 3 ½ Mark und eine Prämie von 1 Mark gezahlt, mithin ein Gesamtbetrag von 2376 M. Kurz darauf erfolgte auch die Abnahme der Prospektpfeifen der Orgel, gleichfalls für Kriegszwecke.
Am 19. August hatte die Gemeinde die Freude, dem Primizhochamt eines früheren Schülers der hiesigen katholischen Gemeindeschule, des Dominikanerpaters Wolfgang Weßoly, beizuwohnen. Gegen Ende des Jahres stiftete Erzpriester Ginella 10000 M als Grundstock eines eigenen Heimes für die hiesigen Schwestern. Es erscheint ein solches sehr wünschenswert für ein gedeihliches Aufblühen der Schwesternniederlassung.
Statistik: Taufen 87, davon 15 uneheliche Kinder, Trauungen 20, davon 9 Mischehen, Beerdigungen 84, Konversionen 1, Kommunionen 10200, davon Osterkommunionen…
Chronik 1918 – nach oben
Am 27. Februar wurde Kaplan Raczek nach Oberschlesien versetzt. (Er starb daselbst 1923.) An seine Stelle trat Kaplan Fiebig aus Dittmerau.
Am 26. Mai spendete der Fürstb. Delegat Dr. Kleineidam 444 Firmlingen das Sakrament des Hl. Geistes. Pater Bros S.J. bereitete durch Predigten in den Pfingstfesttagen darauf vor.
Am 9. November brach das große Verhängnis über unser Vaterland durch Ausbruch der Revolution und Zusammenbruch des Heeres. Unter den unglücklichsten Verhältnissen musste mit den Gegnern ein Waffenstillstand abgeschlossen werden. Der Weltkrieg mit seinen ungeheuren Opfern war damit beendet, aber der Friede mit der ersehnten Ruhe und Ordnung nicht gekommen. Hatte der Krieg in den ersten Jahren einen religiösen Aufschwung bewirkt, so trat bei seiner immer längeren Dauer ein immer größerer Niedergang des religiös sittlichen Lebens zutage. Insbesondere war Verwahrlosung und Verrohung der schulentlassenen Jugend zu beklagen. Der große Verdienst in der Kriegsindustrie verlockte zu Ausschweifungen, die lange Abwesenheit der Väter untergrub die Autorität. Der Ansturm der revolutionären roten Flut forderte einen festen Zusammenschluss der gutgesinnten Bürgerschaft wie im ganzen Lande so auch in hiesiger Stadt. In einer großen Bürgerversammlung, die hier abgehalten wurde, schieden sich die Geister nach rechts und links. Für unsere Gemeinde ergab sich für die kommenden politischen Kämpfe die Notwendigkeit dem ziemlich weit links stehenden demokratischen Block gegenüber sich mehr an die rechts stehenden Parteien anzuschließen, mit denen ein Zusammengehen zur Verteidigung der religiösen Interessen zu erhoffen war. Zum Zwecke der straffen Organisation der hiesigen Katholiken wurde der Volksverein für das kath. Deutschland neu belebt.
Mit Erfolg wurde von der Kanzel zum Eintritt in denselben aufgefordert. Über die Ziele desselben sprach in einer großen Versammlung im Hohenzollernpark der Sekretär des Volksvereins Dr. Sonnenschein. (Als Erfolg dieser Bemühungen wuchs der Verein auf 200 Mitglieder an. Auch das übrige Vereinsleben nahm einen neuen Aufschwung nach Rückkehr unserer Feldgrauen. 65 Mitglieder unserer Gemeinde kehrten aus dem Felde nicht wieder zurück. Sie ruhen in Ost und West in der Ferne; ihr Andenken aber wird in der Gemeinde fortleben. R.i.P.
Statistik: Taufen 103, davon 29 unehel. Kinder (meist von polnischen Schnitterinnen) Trauungen 38, davon 12 Mischehen, Beerdigungen 90 , Konversionen 7, Kommunionen 13 300, davon Osterkommunionen 1780, Erstkommunionen 59 , Firmlinge 444
Chronik 1919 – nach oben
Im Januar wurde Kaplan Fiebig als Kuratus nach Jüterbog versetzt. Sein Nachfolger ist der bisherige Feldgeistliche Foltin. Es wurde ein Wahlverein der christlichen Volkspartei gegründet, der eifrig arbeitete um die Wahlen zur Nationalversammlung, zur Landesversammlung, sowie die Wahl der Stadtverordneten vorzubereiten. Bei letzterer gelang es ein Mitglied unserer Gemeinde Diplom-Ingen. Jörissen durchzubringen. (s. Protokolle des Volksvereins und des Wahlvereins der christl. Volkspartei)).
Ende April zog der Kommorant Fb. Kommissarius Ginella nach Grünberg i./Schl. Im Mai wurde der Gesellenverein u. d. christl. Gewerkschaft gegründet.
Vom 18.-29. Mai hielt Jesuitenpater Bror eine Mission ab. Eine Frucht dieser Mission ist der Mütter verein mit 120 Mitgliedern und das Männerapostolat mit 60 Mitgliedern. Artikel d. Verabschiedg. 28.7.19
Am 28. Mai wurde der Abschied des hochw. Herrn Pfarrers und Erzpriesters Glasneck gefeiert, der 16 Jahre am hiesigen Orte als Pfarrer tätig war. Die Administration übernahm Pfarradministrator Bruno Schubert.
Am 29. Juli war die Übergabe in Gegenwart des act.circ. Herrn Pfarrers Hillebrandt – Luckenwalde, des Herrn Erzpriesters Glasneck, der Mitglieder des Kirchenvorstandes und des Vorsitzenden der Gemeindevertretung.
Am 7. Oktober war die Einführung des von Sr. Fürstb. Gnaden, dem hochwürdigsten Herrn Fürstbischof Dr. Bertram am 4. September zum Pfarrer von Brandenburg Ernannten Administrators Bruno Schubert. Sch. Ist geboren am 30. März 1883 in Lissa i. Posen als Sohn des Restaurateurs August Schubert und seiner Ehefrau Regina geb. Winkler.
Am 22. Juni 1907 wurde er in Breslau zum Priester geweiht. Nach einigen Vertretungen in Oppeln (Schulkloster), in Kraschen Krs. Guhrau nahm er im Herbst 1907 am Seminarkursus in Ziegenhals teil. Januar 1908 wurde er Kaplan in Falkenberg O/S. 1910 Kaplan in Trachenberg. Juli 1912 Kaplan in Langenbielau. Januar Administrator in Schlaupitz Krs. Reichenbach a.d. Eule; Oktober Lazarettgeistlicher in Neustadt O/S. Februar 1915 Garnisonpfarrer in Breslau. 1916 Etappenpfarrer bei der Etappe Inspektion III. Sedan. Nach dem Abschluss des Waffenstillstandes kehrte er in seine Heimat Lissa i. P. zurück, wo er bei dem polnischen Aufstande Lazarettseelsorge bis März 1919 ausübte. Anfang März wurde er Administrator in Ziegenhals O/S. Artikel Brdbg. Anz. 235. 8.10.19 zur Einführung Pfr. Schubert
Als Küster ist seit dem 1. Oktober angestellt Herr Schumachermeister Paul Wilde aus Jauer i. Schl. Er wurde von 11 Bewerbern in der Sitzung des Kirchenvorstandes vom 7. September gewählt.
Statistik: Taufen: 58 , davon 9 uneheliche Kinder, Trauungen 34 , „ 17 Mischehen , Beerdigungen 51 , Kommunionen 12000 , davon Erstkommunionen 60.
Chronik 1920 – nach oben
Im Januar ging Kaplan Foltin nach Gleiwitz; sein Nachfolger wurde Kaplan Emil Sliwka, bisher tätig in Königshütte.
Im Dezember übernahm die Seelsorge in der Strafanstalt Herr Strafanstaltspfarrer Johannes Roenspieß. Bis zum Ausbruch des Krieges war R. Strafanstaltspfarrer in Graudenz; dann in Sonnenburg i. M. Er gehört der Diözese Culm an.
Statistik: Taufen 97, davon 17 uneheliche Kinder , Trauungen 46, „ 22 Mischehen , Beerdigungen 70, „ 4 nicht kath. Beerdigt , Kommunionen 10500, davon Erstkommunionen 70 , Konversionen 10.